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Rabash / Der Wille zu empfangen - 1

20 - Der Wille zu empfangen - 1

Es ist wichtig, das [in den Büchern] erläuterte Prinzip zu verstehen, dass nämlich das Endziel darin besteht, dass der Mensch zu einem Zustand gelangt, in dem er empfängt um zu geben.

Hier muss man nachvollziehen, ob er nicht letztendlich Genuss daraus schöpft, da er sonst gar nicht geben kann. Denn es ist ganz und gar unmöglich, dass der Mensch eine Handlung ausführt, an der er keinen Genuss hat.

Wenn zum Beispiel ein Mörder zu einem Menschen kommt und ihn auffordert, ihm seinen Besitz abzugeben, und dieser Wort hält und das Geforderte herausgibt, dann müssen wir sagen, dass dieser Mensch einen Genuss daran hat, seinen Besitz an ihn abzugeben, denn sonst würde er ihm nichts geben.

Denn was für einen Unterschied macht es, ob der Mensch sein Geld hergibt, um als Gegenleistung ein Haus oder Kleider zu bekommen, und somit zu Genuss zu kommen – denn mittels des Geldes erhält er Dinge, die ihm wichtiger sind als Geld. Wenn nämlich der Mensch ein Haus braucht, dann ist ihm das Haus wichtiger als Geld, sonst würde er das Geld nicht abgeben.

Gleiches gilt hier für das Beispiel mit dem Mörder: Sein Leben, das er als Gegenleistung für das Geld erhält, ist ihm wichtiger, er tauscht also einen kleinen Genuss gegen einen großen aus. Daraus folgt, dass es keine einzige Handlung in der Welt gibt, die ein Mensch tun würde, ohne Genuss daraus zu schöpfen.

Daraus schließen wir, dass wenn der Mensch dem Schöpfer gibt, er natürlich einen Genuss daran hat, denn sonst würde er nicht geben. Wenn dem so ist, worin besteht dann der Unterschied, ob er Genuss aus dem Empfangen oder aus dem Geben erhält?

Und die Sache ist die Folgende: Das Wesen des Verbots auf den Aspekt des Empfangens hat den bekannten Grund des „Brotes der Scham“, und darauf erfolgt die Korrektur, und zwar durch das Empfangen um zu geben. Denn, wenn sein Genuss daraus resultiert, dass er gibt, hat er keine Scham mehr.

Wenn ein Mensch seinem Freund ein Geschenk macht, dann müssen wir sagen, dass der Geber Genuss daran hat. Wenn jedoch der Genuss aus dem Geben kommt, dann gehört keine Scham dazu, denn ein Reicher schämt sich nicht, an den Armen zu geben, obwohl er Genuss daran hat.

Was veränderte sich dadurch, dass sich die Seele des Ersten Menschen (Adam haRishon) in 600.000 Seelen aufspaltete? In Panim Meirot bringt [Baal Sulam] ein Gleichnis über einen Reichen, der einen großen Schatz transportieren wollte, und sich fürchtete, alles einem einzigen Menschen anzuvertrauen, denn was, wenn es gestohlen würde? Was tat er also? Er teilte den Schatz in kleine Teile auf und verteilte [ihn] an viele Menschen, um ihn dadurch sicher an einen Ort zu bringen.

Und [in dieser Beziehung] müssen wir nachvollziehen, was der Unterschied ist zwischen einem Menschen, der über ein großes Verlangen verfügt und es nicht zu überwinden vermag und einem Menschen, der über ein kleines Verlangen verfügt und es nicht zu überwinden vermag.

Und man muss hier sagen, dass wir letztendlich sehen, dass der Mensch eine kleine Lust überwinden kann, bei einer größeren jedoch Schwierigkeiten hat. Und das, was wir sagen, dass der Mensch stets in der Kategorie von halb-halb ist, bezieht sich gerade auf die Zeit, nachdem sich die Seele in Einzelteile spaltete. Und deswegen wurde ihm der Baum der Erkenntnis verboten, weil es dort mehr als die Hälfte gibt, und er somit des Raumes für [eine] freie Wahl beraubt würde. Deswegen hat heute jeder nur einen Teil des Verlangens, damit es Raum für die freie Wahl gibt.

Der Wille zu empfangen ist die Essenz des Menschen, genannt „eine neue Sache, Existierendes aus Nichtexistentem“. Die restlichen Dinge dagegen, also alle Genüsse, werden als Existierendes aus Existierendem herangezogen, genannt Schöpfung, also Existierendes aus Existierendem. Das bedeutet, dass alle möglichen Erfüllungen, die es in der Welt gibt, als Existierendes aus Existierendem herangezogen werden, was bedeutet, dass sie im Schöpfer eingeschlossen sind. Die negativen Dinge dagegen, also die Mängel und Leiden, sind eine neue Sache.