Welche Stufe muss der Mensch erreichen, um nicht wiedergeboren zu werden
Art. 10, 1984
Frage:
Welche
Stufe
soll
man
erreichen,
um
nicht
wiedergeboren
zu
werden?
Im
Buch
„Shaar
HaGilgulim“
(Tor
der
Wiedergeburten)
steht
geschrieben:
„Alle
Kinder
Israels
müssen
wiedergeboren
werden,
bis
sie
mit
allen
NaRaNCHaY
vollkommen
sind.
Aber
die
meisten
Menschen
verfügen
nicht
über
alle
fünf
Teile,
NaRaNCHaY
genannt,
sondern
nur
über
Nefesh,
das
von
Assija
kommt.“
Dies bedeutet, dass jeder Mensch nur seinen eigenen Teil sowie die Wurzel seiner eigenen Seele korrigieren muss und nichts weiter, und dies vervollständigt, was dieser Mensch korrigieren sollte.
Man muss wissen, dass alle Seelen von der Seele von Adam haRishon abstammen. Nach der Sünde am Baum der Erkenntnis zerbrach die Seele von Adam in 600 000 Seelen. Dies bedeutet, dass das eine Licht, welches Adam haRishon im Garten Eden hatte und das der Heilige Sohar „Sihara Ilaa“ nennt, sich in viele Teile zerstreut hat.
Im Buch Panim Masbirot (S. 56) schreibt Baal HaSulam: „Nachdem sich die Guten mit den Bösen vermischt haben (nach der Sünde), wurde eine größere Art von Klipot geschaffen, die über die Kraft verfügten, sich an die Kedusha (Heiligkeit) zu haften.“ Um sich davor in Acht zu nehmen, wurde das Licht, das die Schöpfung in sieben Tagen hervorbrachte, in sehr kleine Teile zerteilt, die für die Klipot zu klein sind, um davon zu saugen.
Man kann dies mit einem König vergleichen, der seinem Sohn in Übersee eine große Menge Geld überbringen wollte. Leider waren alle Menschen im Königreich hinterhältige Diebe, und er konnte keinen einzigen loyalen Boten ausfindig machen. Was hat er folglich getan? Er teilte das Geld in kleine Münzen auf und verschickte sie mit vielen Boten, welche erkannten, dass es sich nicht lohnte, sie zu stehlen und dadurch das Königreich zu entehren.
Auf diese Art war es im Laufe der Zeit und in vielen Seelen durch die Erleuchtung der Tage möglich, alle heiligen Teile ausfindig zu machen, die von den Klipot durch die Sünde am Baum der Erkenntnis gestohlen wurden.
„Viele Seelen“ bezieht sich auf die Aufteilung in Innere Lichter und „Viele Tage“ ist eine Aufteilung in viele äußere Lichter. Und die Teile verdichten sich zu der großen Menge Licht, in welcher Adam haRishon gesündigt hat, und werden so das Ende der Korrektur hervorbringen.
Dies führt zur Schlussfolgerung, dass jeder mit nur einem kleinen Teil der Seele von Adam haRishon geboren wird. Wenn jemand diesen Teil korrigiert, wird er nicht mehr wiederbelebt werden müssen. Darum muss man nur den eigenen Anteil korrigieren.
In Aris Buch „Baum des Lebens“ steht geschrieben: „Es gibt keinen Tag wie den anderen, keinen Moment wie den anderen und keinen Menschen wie einen anderen. Und die Helbona (ein Teil des heiligen Weihrauchs) wird korrigieren, was die Levona (ein anderer Teil des heiligen Weihrauchs) nicht korrigiert. Jeder muss seinen eigenen Teil korrigieren.“
Man muss aber wissen, dass jeder Mensch die Wahl hat, denn niemand wird gerecht geboren. Unsere Weisen schreiben (Nida 16b), dass Rabbi Chanina Bar Pappa sagte: „Der Engel der Empfängnis heißt Laila (Nacht). Er nimmt einen Tropfen, setzt ihn vor den Schöpfer und spricht: ‚Oh Herr, dieser Tropfen, was soll aus ihm werden: ein Held oder ein Schwächling, ein Weiser oder ein Narr, ein Reicher oder ein Armer?’ Aber er fragt nicht: gerecht oder böse?“
Dies bedeutet, dass man nicht gerecht geboren wird, denn er fragt nicht nach „gerecht“ oder „böse“. Diese Wahl wird uns überlassen, jedem seiner Arbeit in Tora und Mizwot entsprechend. Man wird so mit der Reinigung des eigenen Herzens belohnt, mit der Korrektur, die man gemäß der Wurzel der eigenen Seele machen muss, und dann ist man vollkommen.
Die erste Stufe, wenn ein Mensch geboren wird
Im Sohar, Mishpatim (S. 4, Artikel 11 im Sulam-Kommentar) steht geschrieben: „Komm und sieh, wenn ein Mensch geboren wird, erhält er Nefesh von der Seite des Tieres, die Seite der Reinheit erhält er von der Seite der sogenannten ‚Heiligen Engel’, das heißt von der Welt von Assija. Wenn er noch mehr belohnt wird, erhält er Ruach von der Seite der ‚Heiligen Tiere’, das heißt von der Seite von Yezira. Wird er weiterhin würdig, erhält er Neshama von der Seite des Kisse (Thron), das heißt von der Welt von Brija. Wird er weiter belohnt, erhält er Nefesh in der Art von Azilut. Mit einer weiteren Belohnung erhält er Ruach de Azilut von der Seite der mittleren Säule und wird als Sohn des Schöpfers betrachtet, so wie geschrieben ist: ‚Wir sind die Kinder des Ewigen, deines Gottes.’ Wird er noch mehr belohnt erhält er Neshama von Aba we Ima, welche Bina sind, über die gesagt wird: ‚Lass die ganze Seele den Ewigen loben’, und mit ihnen wird der Name HaWaYaH vervollständigt.“
So hat die Vollständigkeit der Seele NaRaN von BYA und NaRaN von Azilut. Dies ist die Vollständigkeit, die Adam ha Rishon vor der Sünde hatte. Erst nach der Sünde ist er von seiner Stufe gefallen und seine Seele wurde in 600 000 Seelen zerteilt.
Darum wird die Spiritualität eines Menschen Neshama (Seele) genannt, auch wenn jemand nur Nefesh de Nefesh hat, denn die Regel besagt, dass wir uns immer auf die höchste Stufe beziehen. Und da die höchste Stufe des Menschen die Stufe Neshama ist, bezieht man sich bei der Spiritualität des Menschen allgemein auf Neshama.
Und obwohl jeder Mensch mit der kleinsten Stufe geboren wird, sagten sie (Shaar HaGilgulim S. 11b): ‚Jeder Mensch kann wie Moses sein, wenn er seine Handlungen reinigen möchte. Denn er kann einen anderen Geist annehmen, einen höheren, sowohl mit der Kraft von Yezira wie auch diejenige von Neshama mit der Kraft von Brija.’
Jetzt kann man auch die berühmten Worte unserer Weisen verstehen: „Der Geist der Gerechten oder ihre Seelen kommen und sind befruchtet mit dem, was Ibur (Befruchtung) genannt wird, um ihn bei der Arbeit des Schöpfers zu unterstützen.“
Es wird auch im Sulam (Einführung in den Sohar, S. 93) beschrieben: „Es ist so, dass der Eselsführer die Seelen der Gerechten unterstützt und ihnen von Oben zugesandt wird, um sie von einer Stufe auf die nächste zu erheben. Ohne diese Unterstützung, welche der Schöpfer den Gerechten schickt, könnten sie ihre Stufe nicht verlassen und höher steigen. Folglich sendet der Schöpfer jedem Gerechten entsprechend seines Verdienstes und seiner Stufe eine höhere Seele von Oben, die ihm auf seinem Weg hilft. Dies wird ‚die Befruchtung der Seele eines Gerechten’ genannt, was ‚die Enthüllung der Seele des Gerechten’ bedeutet.“
Wenn wir sagen, es gibt keine Generation, in welcher es keine wie Abraham, Isaak und Jakob gibt, heisst es nicht, dass sie so geboren wurden und keine Wahl haben. Vielmehr sind dies Menschen, die versuchen, den Weg der Wahrheit zu beschreiten und die nötigen Anstrengungen zu unternehmen. Diese Menschen erhalten immer Hilfe von Oben durch die Befruchtung der Seelen der Gerechten, und sie erhalten Kraft, um die höheren Stufen zu erklimmen.
Es zeigt sich, dass alles was von Oben gegeben wird, als Unterstützung betrachtet wird, aber nicht gänzlich ohne Arbeit und Wahl. Und der Fortbestand der Welt kommt von diesen Gerechten, die die Fülle von Oben ausbreiten, und so gibt es Beistand von Oben.
1984/9 Man sollte immer die Balken seines Hauses verkaufen
“Rabbi Yehuda sagte, ‘Rav sagte: Man sollte immer die Balken seines Hauses verkaufen und Schuhe an den Füßen tragen‘“ (Shabbat, 129). Wir müssen die Genauigkeit über die Dachbalken des eigenen Hauses und die große Bedeutung der Schuhe verstehen bis hin zu dem Punkt, dass letztere den Verkauf der Dachbalken wert sind, sodass man Schuhe an den Füßen tragen kann.
Wir müssen das in Bezug auf die Arbeit interpretieren. Die Korot (Balken) des Hauses stammen vom Wort Mikre (Vorfall/Ereignis) ab, das alles beinhaltet, was ein Mensch in seinem Haus erfährt. Wir nehmen den Menschen durch zwei Unterscheidungen wahr: Durch das Wissen bzw. den Verstand und durch die Gefühle, die wir in unseren Herzen tragen, ob wir nun glücklich oder unglücklich sind.
Diese erlebten Vorfälle werfen Fragen in unserem Alltagsleben auf. Man kann sie auf die Beziehung zwischen dem Menschen und Schöpfer anwenden und auf die Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Freund.
Bezogen auf den Schöpfer hat der Mensch Klagen, dass der Schöpfer nicht alle seine Bedürfnisse erfüllt. Anders gesagt sollte der Schöpfer all das erfüllen, von dem der Mensch denkt, dass er es braucht, denn es gibt die Regel, dass die Lenkung des Schöpfers gut ist. Und manchmal beklagt er sich, als spürte er genau das Gegenteil: Dass seine Situation immer schlechter sei als jene der anderen, die auf einer höheren Stufe stehen als er selbst.
Daraus folgt, dass er sich in einem Zustand befindet, der „Spitzel“ genannt wird; er lästert über die Vorsehung, da er weder Wonne noch Vergnügen in seinem Leben spürt. Und es fällt ihm schwer zu sagen, „Nur Güte und Gnade verfolgen mich an allen Tagen meines Lebens.“ Daher ist er zu dieser Zeit in einem Zustand des „Spitzels“.
Unsere Weisen sagten darüber (Brachot, 54), „Man muss das Üble genauso wie das Gute segnen“, da sich die Basis des Judaismus auf dem Glauben über dem Verstand gründet. Das bedeutet, dass man sich nicht darauf verlässt, was einem der Verstand zu denken, sagen und zu tun gebietet, sondern auf den Glauben an eine wohlwollende höhere Vorsehung. Und im gleichen Maß, wie man die Vorsehung rechtfertigt, wird man später mit dem Gefühl der Wonne und des Vergnügens belohnt.
Baal HaSulam gibt uns das Beispiel über einen Menschen, der sich beklagte und Ansprüche erhob, dass der Schöpfer ihm nicht all seine Wünsche erfüllte. Es gleicht einem Menschen, der mit einem kleinen Kind, das bitterlich weint, auf der Straße geht. Alle Menschen auf der Straße sehen den Vater mit dem Kind und denken sich: „Wie grausam ist ein Mann, der seinem weinenden Sohn nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkt? Das Kind weint so herzzerreißend, dass es selbst Unbeteiligten leidtut – nur dem Vater nicht. Und es gilt die Regel ,Wie ein Vater mit seinem Kind Mitgefühl hegt‘“.
Das laute Weinen des Kindes brachte die Menschen dazu, den Vater zu fragen, „Wo ist deine Barmherzigkeit?“. Da antwortet der Vater, „Was kann ich tun, wenn mein Sohn, der mir so lieb ist wie mein Augapfel, von mir verlangt, dass ich ihm eine Nadel gebe, damit er sich damit im Auge kratzen kann, weil es ihn juckt? Kann man mich „grausam“ nennen, weil ich ihm seinen Wunsch nicht erfülle? Oder ist es eher Gnade, dass ich ihm seinen Wunsch verwehre, sodass er nicht in seinem Auge stochert und vielleicht für immer erblindet?“
Daher müssen wir daran glauben, dass alles, was uns der Schöpfer gibt, ausschließlich zu unserem Besten ist, obwohl wir darum beten sollten, dass der Schöpfer alle Qualen von uns nimmt. Trotzdem müssen wir wissen, dass das Gebet und die Erhörung des Gebetes zwei verschiedene Dinge sind. Anders gesagt: Wenn wir tun, was wir tun sollen, wird der Schöpfer uns Gutes tun – genau wie im Beispiel oben. Darüber wird gesagt: Und der Herr wird tun, was Ihm gut erscheint.“
Das gleiche Prinzip ist auf den Menschen und seinen Freund anzuwenden, was bedeutet, dass er die Dachbalken seines Hauses verkaufen soll, um Schuhe an den Füßen zu tragen. Anders gesagt soll ein Mensch die Dachbalken seines Hauses verkaufen, das heißt alle Ereignisse, die sein Haus in Bezug zur Liebe zu Freunden erfahren hat.
Er könnte Fragen und Klagen über seinen Freund haben, da er hingebungsvoll an der Liebe zu Freunden arbeitet, und dennoch seitens der Freunde keine Gegenreaktion sieht, die ihm irgendwie behilflich ist. Sie alle benehmen sich nicht entsprechend seinem Verständnis der Liebe zu Freunden. Das heißt, dass jeder zu seinen Freunden auf respektvolle Art spricht, wie es sich von vornehmen Individuen erwarten ließe.
Auch bei den Taten sieht er keinerlei Aktivitäten bei den Freunden, die auf Liebe zu Freunden schließen ließe. Stattdessen ist alles normal wie unter gewöhnlichen Menschen, die keinerlei Interesse daran haben, zusammenzukommen und eine Gesellschaft zu gründen, in der es Liebe zu Freunden gibt und in der jeder sich um das Wohlsein des anderen kümmert. Daher sieht er, dass es keinen gibt, der sich in Liebe zu Freunden engagiert. Und da er glaubt, dass er der einzige ist, der sich auf dem rechten Weg befindet, und er alle mit Missachtung und Spott betrachtet, wird dies „Spitzel“ genannt. Das heißt, er bespitzelt seine Freunde, um zu sehen, ob sie sich ihm gegenüber in Bezug auf Nächstenliebe angemessen verhalten. Und da er immerfort hört, wie seine Freunde den ganzen Tag predigen, dass Liebe zu Freunden das Wichtigste sei, will er sehen, ob sie tun, was sie sagen.
Doch dann sieht er, dass alles nur Lippenbekenntnisse sind. Er sieht, dass selbst beim Reden keine Liebe zu Freunden ist, und das ist das Geringste in der Liebe zu Freunden. Anders gesagt, wenn er jemandem eine Frage stellt, antwortet man ihm leichthin und gleichgültig und nicht auf die Art, wie ein Freund dem Freund antworten sollte. Vielmehr ist alles kalt, als würde man ihn gerne loswerden wollen.
Und frag mich nicht „Wenn du an Liebe zu Freunden denkst, warum prüfst du kritisch, ob dein Freund dich liebt, als wäre Liebe zu Freunden auf Basis der Selbstliebe begründet, und dass ich deshalb sehen möchte, was meine Selbstliebe von diesem Engagement hat.“ Das sind nicht meine Gedanken. Vielmehr will ich wirkliche Nächstenliebe.
Daher war ich an dieser Gesellschaft interessiert, die gegründet wurde, damit ich erkenne, dass sich jeder in der Liebe zu Freunden engagiert, damit die winzige Kraft, die ich in der Nächstenliebe habe, wachsen wird und ich mich noch mehr in der Freundesliebe anstrengen könnte, als ich es alleine zu tun vermag. Doch nun merke ich, dass es mir nichts gebracht hat, denn ich sehe keinen Einzigen Gutes tun. Daher wäre es besser, wenn ich nicht mit ihnen zusammen wäre und ich nichts von ihren Handlungen lerne.
Darauf gibt es die Antwort, dass wenn eine Gesellschaft mit bestimmten Menschen gebildet wird und diese sich versammeln, es jemanden gegeben haben muss, der speziell diese Gemeinschaft zu gründen wünschte.
Daher sortierte er diese Menschen aus, um zu sehen, ob sie für einander geeignet wären. Anders gesagt hatte jeder von ihnen einen Funken der Liebe zu Freunden, doch dieser Funke konnte das Licht der Liebe, das in jedem scheinen sollte, nicht entzünden, worauf sie sich zur Verbindung entschlossen, damit die Funken zu einer großen Flamme würden.
Daher soll er sich auch jetzt überwinden, wenn er sie bespitzelt, und sagen: „Da sie alle darin zustimmten, den Weg der Nächstenliebe zu beschreiten, als die Gesellschaft gegründet wurde, ist es auch jetzt noch so.“ Und wenn jeder seinen Freund positiv beurteilt, werden sich alle Funken erneut entzünden und wieder werden sie zu einer großen Flamme.“
Das ist so, wie Baal HaSulam einst sagte, als er zu dem Bündnis befragt wurde, das zwei Freunde miteinander eingehen, wie wir es in der Tora finden (Gen 21:27): „Und Abraham nahm Schafe und Ochsen und gab sie Abimelech; und sie beiden gingen ein Bündnis ein.“ Er fragte, „Wenn diese beiden sich lieben, tun sie einander selbstverständlich Gutes. Und klarerweise tun sie einander nicht Gutes, wenn es keine Liebe zwischen ihnen gibt, weil die Liebe aus irgendwelchen Gründen abflaute. Wie kann also ein Bündnis zwischen ihnen helfen?“
Er antwortete, dass sich das Bündnis nicht auf die gegenwärtige Situation bezieht, da es nun, da Liebe zwischen ihnen gefühlt wird, keinerlei Bündnisses bedarf. Vielmehr wird das Bündnis für die Zukunft geschlossen. Es ist nämlich möglich, dass sie nach einer gewissen Zeit die Liebe nicht mehr so spüren wie jetzt, sie jedoch ihre Beziehung zueinander aufrechterhalten werden. Dafür machen sie das Bündnis.
Wir können auch sehen, dass alle, obwohl sie die Liebe nicht mehr so spüren wie zu Anfang, als die Gesellschaft gegründet wurde, ihre Meinung überwinden und über den Verstand gehen müssen. Dadurch wird alles korrigiert und jeder wird seinen Freund wohlwollend beurteilen.
Nun können wir die Worte unserer Weisen verstehen, die sagten: „Man sollte immer die Balken seines Hauses verkaufen und Schuhe an den Füßen tragen.“ Min’alim (Schuhe) kommt vom Wort Ne’ilat Delet – eine Tür verschließen. Wenn ein Mensch seinen Freund bespitzelt – und Rigel (bespitzelte) kommt vom Wort Raglaim (Füße) – so soll er „die Balken seines Daches verkaufen“, was bedeutet, dass er all das, was in seinem Haus in der Verbindung zwischen ihm und seinen Freund geschah, also die Spitzel, die er hat und die seinen Freund verleumden, verkaufen.
Dann bedeutet „alles zu verkaufen“, alle Erlebnisse, die die Spitzel ihm zugetragen hatten, zu entfernen und stattdessen Schuhe an den Füßen zu tragen. Die Bedeutung ist weiter, dass er alle Spitzel wegsperren soll, als würden sie nicht länger im Land existieren, und dass er alle Fragen und Ansprüche wegsperren soll, die er über sie hatte. Und dann wird alles in Frieden zu seinem richtigen Platz gelangen.
1984/8 Welches Einhalten von Tora und Mizwot reinigt das Herz?
Frage: „Wenn wir uns mit der Tora und den Geboten beschäftigen, um eine Belohnung zu erhalten –reinigt das unser Herz? Wie die Weisen sagten: „Ich schuf den Bösen Trieb (Jezer haRa), und ich schuf die Tora zu dessen Korrektur.“ Das bedeutet, dass sie das Herz reinigt. Doch gilt das für jenen, der keine besondere Belohnung erhalten will oder reinigt sie auch das Herz, wenn man nur der Belohnung willen die Gebote einhält?
Die Antwort findet sich im Vorwort zum Buch Sohar, Punkt 44. Dort steht: „Wenn der Mensch beginnt, sich mit der Tora und der Erfüllung der Gebote ohne jegliche Absicht zu beschäftigen, also ohne Liebe und ohne Furcht, ähnlich wie man dem König dient, sogar in Lo Lishma (nicht für ihren Namen), dann wächst bei solch einem Menschen dennoch der „Punkt im Herzen“ und wird aktiv. Denn für die Erfüllung der Gebote ist keine Absicht notwendig, und die Ausführung einer Handlung ohne Absicht kann den Willen zu empfangen reinigen, aber nur auf der untersten, der ersten Stufe, welche als Domem bezeichnet wird (unbelebte Natur). Sobald der Mensch die Stufe von Domem in seinem Willen zu empfangen gereinigt hat, hat er 613 Organe in seinem „Punkt im Herzen“ aufgebaut; er hat Domem in Nefesh der Heiligkeit erworben.“ Wir sehen also, dass auch beim Einhalten von Tora und den Geboten im Sinne von Lo Lishma das Herz gereinigt wird.
Frage: Sind nur einige Auserwählte in der Lage, Tora und die Gebote nicht um der Belohnung willen zu erfüllen, oder werden alle, die den Weg der Einhaltung der Tora und der Gebote gewählt haben, der Anhaftung (Dwekut) an den Schöpfer würdig?
Antwort: Der Wille, nur für sich zu empfangen, resultiert aus dem Schöpfungsgedanken, doch mithilfe der Korrektur der Seelen werden die Menschen den Willen zu empfangen in den Willen zu empfangen um zu geben verwandeln. Diese Korrektur erfolgt mittels der Einhaltung von Tora und Geboten. Das betrifft alle, da allen diese Möglichkeit gegeben wurde und nicht nur einigen Auserwählten.
Da es aber eine Angelegenheit der Wahl ist, gibt es welche, die schnell in dieser Richtung fortschreiten, und andere, die es langsam tun. Doch im Endeffekt werden alle dieses Ziel erreichen wie in der Einführung zum Buch Sohar (Punkte 13 u. 14) geschrieben steht: „Der Verbannte ist kein von Ihm Ausgestoßener“.
Wenn man sich mit der Tora und den Geboten beschäftigt, dann beginnt man zunächst in Lo Lishma (für sich selbst), denn der Mensch ist mit dem Willen zu empfangen erschaffen und versteht daher nichts, was ihm keinen persönlichen Nutzen bringt, und er wird Tora und Mizwot nie einhalten wollen.
Es ist wie RAMBAM schreibt (Chilchot Teshuwa, Kapitel 10): „Die Weisen sagten, dass der Mensch sich immer mit der Tora beschäftigen soll, sogar in Lo Lishma; und von Lo Lishma wird man zu Lishma kommen. Man lehrt daher die Frauen, Kinder und das Volk, dem Schöpfer aus Ehrfurcht und um der Belohnung willen zu dienen, bis sich ihr Wissen mehrt und sie die große Weisheit erhalten; nur dann wird ihnen dieses Geheimnis Schritt für Schritt enthüllt, um sie vorsichtig daran zu gewöhnen, bis sie Ihn schließlich erkennen und Ihm aus Liebe dienen.“ Durch RAMBAM sehen wir, dass alle zum Zustand Lishma gelangen müssen, der Unterschied besteht nur im Zeitpunkt.
Frage: Wenn der Mensch sieht und fühlt, dass er einen Weg geht, der ihn zu Lishma führt, sollte er versuchen, die anderen zu beeinflussen, damit sie denselben Weg gehen?
Antwort: Das ist eine allgemeine Frage – ähnlich wie wenn ein religiöser Mensch einen nicht religiösen betrachtet. Wenn er selbst weiß, dass er ihn zur Quelle [dem Schöpfer zu dienen] zurückführen kann, dann muss er das tun, da ein Gebot existiert: „Du sollst deinen Nächsten zurechtweisen.“
So kann auch ein Mensch seinem Nächsten sagen, dass es sich lohnt, einen sichereren und richtigeren Weg zu gehen. Doch nur, wenn seine Absicht darin besteht, dieses Gebot zu erfüllen. Oft genug sehen wir aber, dass ein Mensch dem anderen etwas einredet, um ihm seine Überlegenheit zu zeigen und nicht um das Gebot zu erfüllen: „Weise deinen Nächsten zurecht!“
Aus dem oben Gesagten wird ersichtlich, dass das Bedürfnis des Menschen, dass auch der andere den Weg der Wahrheit beschreitet, Streit zwischen Religiösen und Weltlichen, zwischen litauischen Juden und Chassidim, und zwischen unterschiedlichen Bewegungen innerhalb des Chassidismus verursacht. Jeder von ihnen glaubt, dass er Recht hat und will jeden anderen davon überzeugen, den richtigen Weg zu beschreiten.