Kapitel 2
Erklärt, wie Or Ejn Sof ein Kav zu den Welten ausgedehnt hat, die am Platz des Raumes – Chalal entstanden waren. Es hat 5 Punkte:
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Ein Kav dehnte sich von Ejn Sof zum Raum (Chalal) aus. 2. Der Beginn des Kav berührt Ejn Sof, aber nicht sein Sium (Ende). 3. Durch diesen Kav dehnt sich Or Ejn Sof zu den Welten aus. 4. Alle Welten befinden am Platz jenes Raumes, welcher eingeschränkt wurde. 5. Vor dem Zimzum waren „Er und Sein Name Eins“, und nichts von allem kann Ihn erfassen.
Ein Kav dehnte sich von Ejn Sof zum Raum (Chalal)aus.
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Nach dem Zimzum (1) verblieb der Ort eines Raums (Chalal) und leere Luft (Awir) in der Mitte dieses Or Ejn Sof. Dann gab es einen Ort für die Neezalim, die Niwraim, die Yezurim und die Naasim. Dann (2) dehnte sich eine gerade Linie, Kav Yashar, vom Or Ejn Sof aus, (3) von seinem Runden Licht (Or Agol) (4) von oben nach unten, und hing in diesen Raum hinein.
[Anmerk. d. Übersetzers: Neezalim (abgeleitet von Azilut), Niwraim (abgeleitet von Brija), Yezurim (abgeleitet von Yezira) und Naasim (abgeleitet von Assija) werden in Deutsch allesamt mit „Geschöpfe“ übersetzt]
Or Pnimi (Inneres Licht)
1) „Verblieb der Ort eines Raums – Chalal und leere Luft (Awir) in der Mitte dieses Or Ejn Sof“ Denke nicht, dass der Zimzum des Lichtes im Mittelpunkt irgendwelche Veränderungen in Ejn Sof bewirkt hätte. Es gibt keine Veränderungen oder Mangel in der Spiritualität, geschweige denn an einem so erhabenen Ort. Der oben genannte Zimzum wurde als neue Essenz zu Ejn Sof hinzugefügt. So verblieb Ejn Sof in einfacher Einheit wie vor dem Zimzum – gemäß: Er und Sein Name sind Eins.
Der Zimzum im Mittelpunkt wird als Entstehung einer neuen Welt angesehen, aus der das Licht verschwand und den Ort eines leeren Raumes zurückließ – wie wir es oben erklärten. Und in diesem Ort des Raumes, emanierten alle Welten.
2) „Dehnte sich eine gerade Linie, Kav Yashar, vom Or Ejn Sof aus“ Wir müssen diese Handlung nicht in ihrer oberflächlichen Bedeutung erkennen, wie eine menschliche Handlung, wo jemand eine Sache tut und dann eine andere, wobei die erste bereits beendet ist. Es gibt keine größere Formwerdung als diese, denn Er verändert sich nicht.
Es steht geschrieben: Ich, der Ewige, verändere Mich nicht. Wir sprechen nicht über Sein Wesen (Azmut), sondern nur über das Licht, das aus Ihm austritt. Da es keinerlei Veränderung, Störung oder Bewegung in Seinem Wesen gibt und Er sich in völliger und absoluter Ruhe befindet, muss auch das Licht so sein, das aus Ihm austritt – solange es nicht das Geschöpf erreicht, das heißt solange es sich nicht in die Kelim einkleidet.
Erst dann verlässt es Sein Wesen und wird zu einem Geschöpf, welches erneuert wird und von Ihm empfängt. Wir haben bereits erklärt, dass diese Erneuerung sich hauptsächlich um das Kli des Geschöpfes dreht, das heißt um den Willen zu empfangen des Geschöpfes. Obwohl dieser Wille spirituell ist, handelt es sich trotzdem um eine Erneuerung der Form und eine Störung, da er in Seinem Wesen nicht notwendig war.
Das Licht, das sich einkleidet, wurde nicht erneuert, da es aus Seinem Wesen austritt, als Existenz aus Existenz. Die Aktivierung des Höheren Lichts entspricht der Eigenschaft des Kli. Das heißt, so wie das Kli von dem Höheren Licht beeindruckt ist, so empfängt es eine Erneuerung, was notwendigerweise einem „Zufall“ gleicht.
Man muss wissen, dass alle Neuerungen und Verknüpfungen der Stufen nur den Einfluss auf das Kli und seinen Empfang des Lichts betreffen. Denn nur das kann sich verändern und vergrößern. Das Licht selbst aber bleibt immer in völliger Ruhe, da es aus Seinem Wesen austritt. Verstehe das gut und erinnere Dich an jedes einzelne Wort, solange Du diese Weisheit studierst.
Du kannst jetzt erkennen, dass das Höhere Licht keinen Moment lang aufhört, für die Geschöpfe zu scheinen. Es erneuert sich nicht, sondern befindet sich in absoluter Ruhe. Das Thema des Zimzum und der behandelte Austritt des Lichtes beziehen sich nur auf den Einfluss auf das Kli und sein Empfangen, das heißt auf den Mittelpunkt.
Mit anderen Worten, obwohl das Höhere Licht nicht aufhörte zu scheinen, empfing das Kli kein Leuchten. Das Kli verringerte seinen Willen zu empfangen, um nicht in seiner Bchina Dalet zu empfangen, welche sein Mittelpunkt ist. Nur in seinen drei vorausgehenden Stufen empfängt es, deren Wille zu empfangen erst zart ausgeprägt ist und deren Wille zu geben dominiert. Auf diese Weise wurde das Höhere Licht nicht durch den Zimzum berührt und veränderte sich nicht. So wie es in Ejn Sof leuchtete, so leuchtet es während und nach dem Zimzum und in allen Welten, selbst in der Welt Assija. Es hörte nicht einmal für den kleinsten Moment auf zu scheinen, doch die Kelim verändern sich, weil sie nur entsprechend ihrer Eigenschaft empfangen können. Also entsprechend ihrem Willen zu empfangen.
Jetzt kannst du verstehen, was Rav mit den Worten meint: „Dann dehnte sich eine Linie (Kav) vom Or Ejn Sof aus.” Es bedeutet, dass der Ort des Raumes selbst, nachdem sich das Kli des Or Ejn Sof entledigt hatte, die Ausdehnung der Kav aus Ejn Sof erzeugte, und zwar auf Grund der Verminderung, welche sich in seinem Willen zu empfangen erneuert hatte. Das Ausmaß seines derzeitigen Empfangens, nach dem Zimzum seiner Stufe Dalet, nennt man Kav. Das bedeutet, dass es mit seinem vorherigen Empfangen in Bchina Dalet zusammenhängt, das den ganzen Ort ausfüllte. Doch nun hat sie keinen großen Willen zu empfangen mehr, sondern nur noch die vorigen drei Bchinot des Willens, deren Wille zu empfangen schwach ausgeprägt sind. Es sieht so aus, als würde dieses Kli nicht mehr das Or Ejn Sof empfangen, sondern nur mehr ein Kav des Lichts.
Der ganze Ort des Kli bleibt leer und ungefüllt vom Licht, weil das winzige Licht, das es empfängt, nun nicht mehr ausreicht, den ganzen Ort des Kli zu erfüllen. Dies geschah auf Grund des Willens der Bchina Dalet, welche es verkleinert hatte. Wir erkennen, dass das Höhere Licht durch den Zimzum nicht beendet wurde. Es hat sich auch nicht verändert, indem es als eine Linie aus dem Licht austrat. Diese ganze Veränderung geschah wegen der Empfangsgefäße, die sich verkleinerten und dadurch unfähig wurden, das Or Ejn Sof zu empfangen. Sie erhalten nur mehr ein wenig Licht, genannt Kav (Linie), entsprechend dem Ausmaß ihres Willens. Sie wollen nicht mehr als es diesem Ausmaß entspricht – und verstehe dies gut.
3) „Von seinem Runden Licht (Or Agol)“ Wir haben bereits die Bedeutung der Form „rund“ (agol) erklärt (Kap.1, Punkt 100). Er sagt uns, dass selbst nach dem Zimzum das Höhere Licht die Form eines Kreises (Igul) behielt. Das heißt ohne Unterscheidung der Stufen. Seine vier Stufen sind (dort) nicht völlig gleichwertig, weil das Höhere Licht sich nicht verändert und nicht gestört werden kann. Diese oben genannten Ereignisse der Erneuerung stehen nur in Bezug zu den Kelim.
4) „Von oben nach unten“ Vergiss nicht, dass wir nicht über physische Begriffe sprechen. Je feiner (sach), dann wird es als„höher“ bezeichnet, je gröber (aw), dann wird es als „niederer“ bezeichnet. Alles, was als Ausdehnung des Lichts aus dem Schöpfer wahrgenommen wird, sowie sein Eintritt in das Geschöpf wird primär als Erneuerung der Veränderung der Form angesehen. Sie existiert in dem Geschöpf. Mit anderen Worten bezieht man sich auf den Willen zu empfangen, der im Schöpfer nicht existiert und sich in ihm erneuerte. Deswegen erscheinen die Geschöpfe weit entfernt, grob (aw), niedrig und unterhalb des Schöpfers. Dies geschieht wegen der Veränderung der Form gegenüber dem Schöpfer, welche ihn davon abtrennt, Schöpfer zu sein und Geschöpf sein lässt. Du solltest auch wissen, dass diese Veränderung der Form, namentlich des Willens zu empfangen, nicht plötzlich auftaucht, sondern langsam, über die vier Bchinot. Ihre Form ist nur in der Bchina Dalet vollkommen.
Daher wird klar, dass die ganze Form seines Willens zu empfangen sehr zart ist. Die Bchina Alef der vier Bchinot wird als die dem Schöpfer am nächsten gelegene angesehen, wichtiger, reiner und höher, weil ihre Veränderung der Form nicht so groß ist wie in den drei folgenden Bchinot.
Bchina Bet, deren Wille größer ist als der von Bchina Alef, wird als weiter entfernt vom Schöpfer angesehen, grober, niedriger und tatsächlich unterhalb der ersten Bchina liegend.
Bchina Dalet ist schließlich die am weitesten entfernte vom Schöpfer und sie liegt unter allen anderen.
Daher schreibt Rav, dass der Kav sich von oben nach unten ausdehnt, das heißt von der ersten Bchina zur vierten (und nicht den ganzen Weg), welche die unterste ist. Der Bereich von „oben und unten” wurde durch das Erscheinen des Kav neu geschaffen. Bevor der Kav ausgestrahlt wurde, also während des Zimzum, gab es kein „oben oder unten” (siehe Kap.1, Punkt 100).
Nachdem das Licht nur mehr als Kav empfangen wurde, nicht mehr in allen vier Bchinot, sondern nur in den ersten drei, verblieb Bchina Dalet dunkel und ohne Licht. Erst jetzt ist bekannt, dass Bchina Dalet niedrig ist, wenig Aw hat, und unten liegt. Die vorangehenden drei Bchinot liegen über ihr, entsprechend ihrer Reinheit und Nähe zum Schöpfer. Während des Zimzum, als das Licht alle vier Bchinot verließ, gab es noch keine Unterscheidung zwischen den Bchinot.
Der Beginn des Kav berührt Ejn Sof, aber nicht sein Sium (Ende).
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Der (5) obere Beginn des Kav dehnte sich direkt von Ejn Sof selbst aus und (6) berührte es, obwohl das Ende dieses Kav (7) unten an seinem Sium das Or Ejn Sof nicht berührt.
Or Pnimi (Inneres Licht)
5) „Der obere Beginn des Kav dehnte sich direkt von Ejn Sof selbst aus“ Das bedeutet die erste Bchina der vier Bchinot (siehe obiges Thema).
6) „Berührte es“ Bchina Alef, der obere Beginn, liegt am nächsten zu Ejn Sof und zum Schöpfer. Daher heißt es, sie berührt Ihn, weil die Veränderung der Form in der Bchina nicht ausreichend sichtbar ist, um sich vom Schöpfer zu trennen.
7) „Unten an seinem Sium” bedeutet Bchina Dalet, die am weitesten entfernte von allen. Sie empfängt kein Höheres Licht und es scheint daher, als berühre sie Ejn Sof nicht und sei von ihm getrennt.
Durch diesen Kav dehnt sich Or Ejn Sof zu den Welten aus.
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Und durch diesen Kav dehnt und breitet sich Or Ejn Sof nach unten aus.
Alle Welten befinden sich am Platz jenes Raumes, welcher eingeschränkt wurde.
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Und am Ort jenes Raumes (8) emanierte und erschuf und formte und machte Er alle Welten.
Or Pnimi (Inneres Licht)
8) „Emanierte und erschuf und formte und machte Er alle Welten“ Er beinhaltet die vier Welten: Azilut, Brija, Yezira, Assija, welche alle inneren unzählbaren Welten beinhalten. Diese vier Welten treten aus den vier Bchinot aus: Azilut aus Bchina Alef, Brija aus Bchina Bet; Yezira aus Bchina Gimel und Assija aus Bchina Dalet.
Vor dem Zimzum waren „Er und Sein Name Eins“, und nichts von allem kann Ihn erfassen.
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Vor diesen (9) vier Welten, war Ejn Sof, (10) „Er ist Eins und Sein Name ist Eins“, in wunderbarer und verhüllter Einheit, gesegnet sei Er. (20) Nicht einmal die Engel, die Ihm nahe sind, haben die Macht und die Erkenntnis von Ejn Sof, gesegnet sei Er, denn es gibt keinen einzigen erschaffenen Verstand, der Ihn erfassen könnte. (30) Denn Er hat keinen Ort, keine Grenzen und keinen Namen.
Or Pnimi (Inneres Licht)
9) „Vor diesen vier Welten“ Genannt Azilut, Brija, Yezira und Assija, welche alle Welten beinhalten. Davor, also vor dem Zimzum, lagen die vier Bchinot eine über der anderen als einfache Einheit (siehe Kap. 2, Punkt 4). „Einfache Einheit“ bedeutet, dass es keine Unterscheidungen der Stufen oder des Kli und des Lichts gab, denn „Er und Sein Name ist Eins“ (siehe Kap. 1, Punkt 30).
10) „Er ist Eins und Sein Name ist Eins“ „Er” bedeutet das Höhere Licht. „Sein Name” bedeutet den Willen zu empfangen, der dort notwendigerweise sein muss. „Sein Name“ ist in der Gematria gleich wie „Wille“, was auf den Willen zu empfangen deutet.
20) „Nicht einmal die Engel, die Ihm nahe sind“ Das bedeutet, dass nun, nach der Erschaffung der Welten, selbst die Engel, welche spirituell die am nahe stehendsten sind, keine Erkenntnis von Ejn Sof haben.
30) „Denn Er hat keinen Ort, keine Grenzen und keinen Namen“ Da in Ejn Sof „Er und Sein Name Eins“ ist, und da dort kein Ort und kein sichtbares Kli sind, kann kein Geschöpf Ihn erkennen, denn es gibt kein Erkennen ohne ein Kli.