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Agra

Brief 26

Hallo und alles Gute meinem Freund, dem nettesten, der stets Rechtschaffenheit und Gnade sucht und mit Tugenden gekrönt ist!

Heute erhielt ich deinen Brief mit 20 Gerah, was ein Shekel ist. Ich werde dir heute etwas über Hanukka schreiben, was ich von Baal HaSulam hörte, eine Erklärung zu den Worten unserer Weisen: „Was ist Hanukka? Hanu Ko (lagerten so weit hier)“. Er sagte, es gibt dabei drei Stufen: 1) Ko, 2) „Das“. Unsere Weisen sagten: „Alle Propheten weissagten in ‚ko’ und Moses weissagte in ‚Das’“. Hanukka wird als Ko angesehen.

Baal HaSulam erklärt diese Worte anhand eines Gleichnisses: Wenn die Soldaten im Krieg einige Zeit lang gekämpft haben, erhalten sie im Anschluss Urlaub an einem schönen Ort mit gutem Essen und Trinken. Die Absicht des Befehlshabers besteht darin, ihre Stärke zu erneuern, damit sie nicht ermüden, sondern erneut zum Schlachtfeld zurückkehren können. Doch jemand, der nicht aufpasst, könnte denken, dass der Krieg vorbei ist. Doch in Wahrheit ist er nicht vorbei und der Urlaub dient nur zum schöpfen neuer Kraft und neuen Mutes, um noch einmal zur Front zurückzukehren.

So ist das auch mit Hanukka. Es ist die Bedeutung von Hanu (lagern), wo das Lagern nicht wegen der Ganzheit bzw. wegen eines erleuchtenden Spiegels ist. Vielmehr ist lagern Ko (hier/so weit), also unvollständig, mit einem Spiegel, der nicht erleuchtet. Anders gesagt ist der Krieg der Neigung noch nicht vorbei, jedoch müssen wir zur Vollkommenheit gelangen. Das ist die Bedeutung von Hanu Ko, lagern wie in Ko, das höhere Geben zu empfangen, damit sie Kraft sammeln, um erneut in den Krieg der Neigung zu ziehen.

Daraus folgt, wenn einer am Weg des Schöpfers geht, erhält er viele Erweckungen von Oben, in der Mitte des Gebetes oder wenn er Tora studiert oder eine Mizwa ausführt. Diese Erweckung geht in das Herz und er spürt dann den Geschmack und die Gnade der Heiligkeit.

Er sollte jedoch wissen, dass er diese Fülle nur bekam, um neue Kraft zu schöpfen und in der Arbeit stärker zu werden, wodurch er sich im Kriege der Neigung noch mehr anstrengen kann. Immer wenn er eine kurze Ruhepause hat, also die Fülle erhält (denn wenn ein Mensch Erweckung von Oben erhält, scheint es ihm, als wäre der Krieg vorbei), beginnt er, die Schönheit und Pracht der Heiligkeit zu fühlen bis er die Arbeit ausschließlich für den Schöpfer macht.

Doch da ein Mensch seine Arbeit nicht wirklich beendet, wird ihm die Erweckung wieder weggenommen, und er fällt in den vorigen Zustand zurück, in welchem er Schönheit und Pracht nur in materiellen Dingen sieht und die Spiritualität als überflüssig erachtet. Dann vertieft er sich in Tora und Mizwot nur aus Zwang und nicht, weil er ein Verlangen danach hatte und Freude daran empfand, wie ehemals, als er erweckt wurde.

Dieses Erwecken symbolisiert die Hanukkakerze. Wenn er daher klug ist, soll er sich immer anstrengen, bis er Hilfe von Oben erhält und mit Vollkommenheit belohnt wird.

Lass uns hoffen, dass der Schöpfer uns unsere Augen öffnet und unsere Herzen für immer erfreut.

Von deinem Freund, der dir und deiner Familie das Beste wünscht,

Baruch Shalom HaLevi Ashlag

Sohn von Baal HaSulam