Kabbala Weltkongress – In einem Gebet – Oktober 2025
Lektion 6 – Ein vollkommenes Gebet
Ausgewählte Auszüge aus den Quellen
1. Rabash, Artikel 9 (1984), "Man sollte immer die Balken seines Hauses verkaufen"
Wir müssen daran glauben, dass alles, was uns der Schöpfer gibt, ausschließlich zu unserem Besten ist, obwohl wir darum beten sollten, dass der Schöpfer alle Qualen von uns nimmt. Trotzdem müssen wir wissen, dass das Gebet und die Erhörung des Gebetes zwei verschiedene Dinge sind. Anders gesagt: Wenn wir tun, was wir tun sollen, wird der Schöpfer uns Gutes tun – genau wie im Beispiel oben. Darüber wird gesagt: "Und der Ewige wird tun, was Ihm gut erscheint."
2. Rabash, Artikel 10 (1988), "Was sind die vier Eigenschaften derjenigen, die ins Lehrhaus gehen?"
Der Zeitpunkt der Erhörung des Gebets, wenn der Mensch die Erlaubnis empfängt, den Palast des Königs zu betreten, damit Er ihn näher zu Sich bringt und er mit Dwekut (Anhaftung) an den Schöpfer belohnt wird, genau dann kann der Mensch sehen, dass er verloren und nicht in der Lage ist, etwas zu tun. In diesem Moment betet der Mensch wahrhaftig, denn er sieht, dass er einfach nur ein Frevler ist. Das heißt, er kann nicht an der Heiligkeit festhalten.
Aus diesem Grund sollte der Mensch, wenn er in einen Abstieg gerät, nicht erschrecken und vom Schlachtfeld fliehen. Sondern im Gegenteil – gerade dann ist wahrhaft die Zeit gekommen, ein echtes Gebet aus der Tiefe des Herzens zu sprechen.
3. Rabash, Brief 65
Und wenn sein Herz sich entschieden hat, sich vollständig zu annullieren, dann bittet er den Schöpfer, ihm zu helfen, dies praktisch mit aller Kraft zu verwirklichen. Das bedeutet, dass er auf der Ebene der Gedanken und Wünsche sieht, dass der Körper nicht damit einverstanden ist, seine Wünsche zugunsten des Schöpfers zu annullieren und keinen einzigen Wunsch für sich selbst zu behalten. Dann muss er zum Schöpfer beten, ihm zu helfen, alle seine Wünsche vor Ihm zu annullieren und keinen einzigen für sich zu behalten. Dies wird als vollständiges Gebet bezeichnet, weil er will, dass der Schöpfer ihm den vollständigen Wunsch ohne irgendwelche Zugeständnisse zu sich selbst gibt, und er bittet den Schöpfer, ihm zu helfen, dass er immer in Seiner Gerechtigkeit bleibt.
4. Baal HaSulam, Shamati 50, "Zwei Zustände”
Wenn der Mensch plötzlich einen Antrieb zur Arbeit für den Schöpfer bekommt und er glaubt, dass dies zufällig geschah, soll er auch wissen, dass er sich zuvor bemüht hat, was dem Hören vorausging; er bat um Hilfe von Oben, damit es ihm gelänge, irgendeine Handlung mit einer Absicht auszuführen – dies wird als das Erheben von MaN bezeichnet.
Doch das hat der Mensch bereits vergessen und er hat diese Tat nicht wertgeschätzt, weil er keine sofortige Antwort auf das Gebet erhalten hat, um sagen zu können: "Du erhörst die Gebete aller." Doch sollte man jedenfalls daran glauben, dass gemäß der Höheren Ordnung die Antwort auf ein Gebet auch nach einigen Tagen oder Monaten nach dem Gebet kommen kann.
Und der Mensch darf nicht denken, dass er dieses Erwachen zufällig erhalten hat.
5. Rabash, Artikel 12 (1986), "Was ist der wichtigste Mangel, um den man beten sollte?"
Der wahre Mangel, um den man zum Schöpfer beten muss, sollte das "Kli zu geben" sein. Dies folgt der Regel: "Es gibt kein Licht ohne Kli." Wenn man um einen wirklichen Mangel bittet, erhört der Schöpfer das Gebet und gibt einem ein neues Kli, wie es geschrieben steht: "Und Ich werde das Steinerne Herz aus deinem Fleisch entfernen und dir ein Herz aus Fleisch geben."
6. Rabash, Artikel 25 (1991), "Was bedeutet es, dass jemand, der umkehrt, glücklich sein soll?"
Die Erhörung des Gebets geschieht in der Zeit, da sich der Mensch im Zustand der Freude befindet – wenn er mit seinem Anteil zufrieden ist und keinerlei Bedürfnis hat, eine höhere Stufe zu empfangen. Vielmehr ist er, in welchem Zustand er sich auch befindet, zufrieden und empfindet: "Gesegnet sei der Ewige." Zu diesem Zeitpunkt "haftet der Gesegnete an den Gesegneten an", und dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem er mit Dwekut (Anhaftung) belohnt werden kann, da er bereits die Kelim dafür von links hat.
Und wenn er mit seinem Anteil zufrieden ist, obwohl er doch einen Mangel hat – bis hin zu dem Punkt, dass er Mangel und Schmerz verspürt darüber, dass er vom Ewigen entfernt ist –, so nennt man dies "zufrieden mit seinem Anteil". Denn nur, wenn er einen Mangel hat, ist es sinnvoll zu sagen "zufrieden mit seinem Anteil". Anders ist es, wenn er gar keinen Mangel hat – dann kann man nicht von "zufrieden mit seinem Anteil" sprechen. Denn "zufrieden mit seinem Anteil" bedeutet, dass er sich mit Wenigem begnügt. Wenn er aber gar keinen Mangel verspürt, dann heißt das nicht "sich mit Wenigem begnügen", sondern lediglich, dass er kein Bedürfnis nach mehr hat als das, was er besitzt.
7. Baal HaSulam, Shamati 5, "LiShma bedeutet Erwecken von Oben, und warum brauchen wir ein Erwachen von unten?"
Wenn man sich anstrengt, zu liShma zu gelangen, muss man den Wunsch auf sich nehmen, die Arbeit ausschließlich dem Geben zuliebe zu verrichten, also nur zu geben und nichts zu empfangen. Erst dann beginnt man zu spüren, dass der gesamte Körper sich mit aller Kraft dagegen wehrt.
Daraus gelangt man zur Erkenntnis, dass es nur einen Ratschlag geben kann, um zu liShma zu gelangen: seine Klagen an den Schöpfer zu richten, damit Er einem helfen möge, den Körper dazu zu bringen, sich bedingungslos dem Schöpfer zu unterwerfen. Denn man sieht, dass man selbst nicht in der Lage ist, seinen Körper zu überzeugen, sich vollkommen zu annullieren. Es stellt sich heraus, dass genau dann, wenn man sieht, dass es keine Hoffnung für den Körper gibt, von allein für den Schöpfer zu arbeiten, das Gebet aus tiefstem Herzen kommen kann. Und ein solches Gebet wird erhört.
8. Baal HaSulam, Brief 52
"…Während sie noch sprechen, werde Ich hören", das bedeutet, dass das Maß des Hörens durch den Schöpfer vollständig vom Maß der Sehnsucht abhängt, die im Gebet zum Ausdruck kommt. Wenn der Mensch große Sehnsucht empfindet, erkennt er während des Gebets, dass der Schöpfer ihm besonders zuhört. Es ist selbstverständlich, dass dieses Wissen den Menschen darin stärkt, sein Herz umso mehr auszuschütten, denn es gibt keine größere Ehre als wenn der König der Welt ihm aufmerksam zuhört.
Das gleicht den Worten der Weisen: "Der Schöpfer sehnt sich nach den Gebeten der Gerechten", denn durch die Sehnsucht des Schöpfers nach dem Ruf des Menschen erwacht im Menschen große Kraft und Sehnsucht, den Schöpfer zu begehren, wie es heißt: "Wie das Wasser das Angesicht spiegelt, so spiegelt das Herz des Menschen den Menschen."
Es zeigt sich, dass das Sprechen des Gebets und das Hören des Gebets einander ergänzen und sich zu einem vollständigen Maß vereinen.
9. Rabash, Artikel 17, Teil 2, (1984), "Die Agenda der Versammlung"
In der Freundesliebe sollten wir uns genauso verhalten: Nachdem wir uns selbst überprüft haben und dem bekannten Ratschlag des Betens gefolgt sind, sollten wir uns vorstellen, dass unser Gebet bereits erhört wurde und uns mit unseren Freunden freuen, als wären alle Freunde ein einziger Körper. Und da der Körper will, dass auch alle Organe Genuss verspüren, wollen auch wir, dass sich alle unsere Freunde freuen.
Daher kommt nach all den Berechnungen die Zeit der Freude und der Freundesliebe. Zu dieser Zeit sollte sich jeder glücklich fühlen, als hätte er soeben ein sehr gutes Geschäft abgeschlossen, das ihm viel Geld einbringt. Und es ist üblich, dass man zu dieser Zeit seinen Freunden etwas zu trinken gibt.
So auch hier – Jeder will, dass seine Freunde trinken und Kuchen essen usw., denn nun, da man selbst glücklich ist, wünscht man sich, dass sich auch die Freunde wohlfühlen. Deshalb sollte die Versammlung am Ende in einem Zustand der Freude und des Hochgefühls sein.
10. Baal HaSulam, Brief 57
Es gibt keinen glücklicheren Zustand im Leben eines Menschen als den Moment, in dem er erkennt, dass er in seinen eigenen Kräften völlig verzweifelt ist. Das bedeutet, er hat bereits alles getan, was ihm möglich erschien, aber dennoch keine Erlösung gefunden. Dann ist er bereit für ein vollkommenes Gebet um die Hilfe vom Schöpfer, denn er weiß mit Gewissheit, dass seine eigene Arbeit ihm nicht helfen wird.
Solange er jedoch noch etwas Kraft in seiner eigenen Arbeit spürt, wird sein Gebet nicht vollkommen sein. Denn der Böse Trieb eilt ihm voraus und sagt ihm: "Zuerst musst du tun, was in deiner Macht steht, und dann wirst du dem Schöpfer angenehm sein."
Es heißt darüber: "Erhaben ist der Schöpfer, und der Niedrige wird sehen" (Psalm 138,6). Denn nachdem der Mensch sich in allen möglichen Arbeiten abgemüht hat und verzweifelt ist, gelangt er zu echter Niedrigkeit und erkennt, dass er der Niedrigste von allen ist, da nichts Gutes in seinem Wesen vorhanden ist. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Gebet vollkommen, und er wird aus der großzügigen Hand des Schöpfers erhört.