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Agra

Genesis, 28:10-32:3

WaJeze - Begriffe
Glossar der im Wochenabschnitt WaJeze verwendeten Begriffe

Zusammenfassung des Wochenabschnitts

Der Abschnitt WaJeze beginnt damit, dass Jakob Beersheba verlässt und sich auf den Weg nach Haran macht. Unterwegs hält er an, um die Nacht zu verbringen. „Da träumte er und siehe, eine Leiter war gestellt auf die Erde und die Spitze reichte an den Himmel und siehe, Engel Gottes stiegen auf und ab an ihr“ (Genesis, 28:12). Der Schöpfer erscheint ihm und verspricht, dass das Land, auf dem er liegt, einst ihm gehören wird, dass er viele Nachkommen haben wird und dass Er ihn auf all seinen Wegen behüten wird.
Am nächsten Morgen errichtet Jakob an diesem Ort einen Gedenkstein und nennt den Platz „Beit El“, das Haus Gottes.

In der Nähe von Haran kommt Jakob an einen Brunnen, wo er Rachel und ihren Vater Laban, den Aramäer, trifft. Jakob bietet an, sieben Jahre für Laban zu arbeiten, um Rachel zur Frau zu erhalten. Nach sieben Jahren aber betrügt Laban ihn und gibt ihm stattdessen ihre Schwester Lea. Jakob wird gezwungen, weitere sieben Jahre zu dienen, bevor er Rachel endlich heiraten darf.

Lea bringt Jakob vier Söhne zur Welt, während Rachel zunächst kinderlos bleibt. Rachel gibt Jakob ihre Mägde, die ihm vier weitere Söhne gebären. Danach bringt Lea zwei weitere Söhne zur Welt. Schließlich empfängt auch Rachel und gebiert Josef.

Später bittet Jakob Laban um seinen Lohn. Obwohl sie etwas anderes vereinbart haben, gibt Laban ihm einen Teil der Herde. Jakob zeigt den Tieren die Tränken und sie werden trächtig und gebären. Einige der Lämmer werden gestreift, andere gescheckt oder gefleckt geboren.

Schließlich spürt Jakob, dass Laban ihn nicht mehr so behandelt wie früher. Gleichzeitig erscheint ihm ein Engel und fordert ihn auf, in das Land Israel zurückzukehren. Jakob bricht auf, ohne Laban zu benachrichtigen, und Rachel nimmt heimlich die Götzenbilder ihres Vaters mit. Laban verfolgt sie und holt sie auf dem Berg Gilead ein, wo er Jakob vorwirft, geflohen zu sein und die Götzen gestohlen zu haben.

Am Ende schließen beide Männer auf dem Berg einen Bund. Jakob setzt seine Reise fort, sieht Engel, die ihn begleiten, und nennt den Ort „Mahanaim“, was „zwei Lager“ bedeutet.


Kommentar von Dr. Michael Laitman

Die Kabbala deutet die Geschichten der Tora als innere Zustände eines Menschen, als Schritte auf seinem Weg zur Bestimmung dieses Lebens: den Schöpfer zu enthüllen und Seine Stufe zu erreichen, das heißt Dwekut, Anhaftung.

Bis hierher bezogen sich die Abschnitte auf den ersten Punkt im Menschen, Abraham, der durch Studium, durch die Gruppe, durch die Verbindung zum Lehrer und durch kabbalistische Bücher geklärt wird. Danach erscheinen die nächsten Stufen: Isaak, Ismael und schließlich Esau.

Der Abschnitt WaJeze handelt nun von Jakob, der die mittlere Linie darstellt. Abraham ist die rechte Linie und Isaak die linke. Jakob ist besonders, weil in der mittleren Linie alle Eigenschaften enthalten sind, sowohl die guten als auch die schlechten. In dieser Linie verbinden sich der böse und der gute Trieb, um die Stufe des Schöpfers zu erreichen, die unser Ziel ist.

Die Arbeit in der mittleren Linie geschieht ganz in „Glauben über dem Verstand“, im Geben, über dem Ego. Das ist die Eigenschaft Jakobs in uns, und so entwickelt sie sich. Wenn es heißt, dass Jakob Beersheba verlässt, bedeutet das, dass er einen bestimmten inneren Zustand hinter sich lässt und aufbricht nach Haran, einer weiteren Stufe auf seinem Weg. Auf diesem Weg muss er von Zustand zu Zustand gehen, durch Tage und Nächte hindurch, das heißt durch spirituelle Aufstiege und Abstiege.

Jeder Aufstieg bedeutet, dass wir uns über unser steinernes Herz erheben, über den Stein, den Jakob unter seinen Kopf gelegt hatte, und eine besondere innere Handlung vollziehen, die „Schlaf“ genannt wird, was dem Erheben von MaN entspricht. Danach entdecken wir im Traum, also in der Verbindung mit unserer höheren Stufe, die „Jakobsleiter“, die Leiter der Zustände. Sie besteht aus 125 Stufen, die bis zum Haus Gottes führen.

Auch wenn wir die ganze Leiter noch nicht erkennen können, sehen wir doch, dass sie den Himmel berührt. Das ist der Beginn des Weges, wie er sich in der mittleren Linie offenbart. Deshalb erscheint der Schöpfer Jakob und sagt ihm, dass Er ihm ein „Land“ gibt, was im Hebräischen „Razon“, Wunsch oder Verlangen, bedeutet, mit dem er nun arbeiten soll.

Das heißt: Das gesamte Verlangen soll geheiligt werden. Es soll im Geben arbeiten, sich dem Schöpfer annähern, und Jakob erhält die Gewissheit, dass er dieses Ziel erreichen wird. Darum errichtet er an dem Ort am Fuß der Leiter einen Gedenkstein und nennt ihn „Beit El“, das Haus Gottes. Von hier an steigt er direkt auf das Ziel der Schöpfung zu.

Wie immer, wenn wir mit dem Verlangen zu arbeiten beginnen, verändert sich etwas in uns. Einerseits zeigt sich mehr vom bösen Trieb. Andererseits beginnen wir, ihn durch den gute Trieb zu korrigieren.

Ein leeres Verlangen wird in der Tora „Grube“ genannt. Wenn es gefüllt ist, heißt es „Brunnen“. In der Tora finden wir an vielen Stellen, dass wichtige innere Aufstiege an einem Brunnen geschehen. So ergeht es Abraham, Isaak, Elieser, Moses und Zipporah.

Aus dem Sohar: Und er schaute hin und siehe, ein Brunnen war auf dem Feld

„Als Jakob am Brunnen saß und sah, dass sich das Wasser zu ihm erhob, wusste er, dass seine Frau dort erscheinen würde. Genauso war es bei Moses: Als er am Brunnen saß und sah, wie sich das Wasser zu ihm erhob, erkannte er, dass seine Frau dort auftauchen würde. Und so geschah es: Jakobs Frau kam dorthin, wie geschrieben steht: ‚Während er noch mit ihnen sprach, kam Rachel mit den Schafen ihres Vaters … und es geschah, als Jakob sah …‘

Genauso war es bei Moses, wie es heißt: ‚Und die Hirten kamen und vertrieben sie‘, und seine Frau Zippora kam an den Brunnen, denn der Brunnen brachte sie dorthin. Dieser Brunnen ist die obere Nukwa. Und so wie sie sich in der oberen Nukwa begegneten, begegneten sie einander auch in der Nukwa dieser Welt.“

Sohar für Alle, WaJeze (Und Jakob zog aus), Punkt 95

Der Sohar betont die Parallelen zwischen Jakob und Moses besonders stark, weil sich hier eine neue Ausdehnung der mittleren Linie bildet. In den früheren Brunnen, die unsere Väter gruben, befanden sie sich noch in der rechten oder in der linken Linie. Erst hier, an diesem Punkt, erscheint die mittlere Linie in ihrer ganzen Bedeutung.

Nach der Weisheit der Kabbala weist Jakobs Ankunft bei Laban, dessen Name auf Hebräisch „weiß“ bedeutet, auf eine obere Reinheit hin, auf ein sehr kraftvolles Licht, das Licht von Ejn Sof, der Unendlichkeit. Obwohl geschrieben steht, dass Laban „böse“ war, liegt dies daran, dass er dem gesamten Verlangen zu empfangen gegenübertritt, bevor es korrigiert wurde. Deshalb wird er als „böse“ bezeichnet.

Natürlich ist Laban sehr an Jakob interessiert. Er stimmt zu und ist zufrieden, denn in Wirklichkeit zeigt sich hier die Lenkung des Schöpfers von oben – sowohl des guten Triebes gegenüber als auch dem bösen. Diese Lenkung wirkt in jedem Menschen.

Laban, das höhere Licht, die Lenkung gegenüber dem gesamten Verlangen, das der Schöpfer erschaffen hat, möchte, dass das ganze Verlangen korrigiert wird – nicht nur der kleine Teil, den wir Rachel nennen, die kleine Nukwa, sondern auch Lea, die große Nukwa. Darum geht Laban sofort auf das gesamte Verlangen zu, entsprechend seiner oberen Weiße. Dies ist das Verlangen, das nach Korrektur ruft.

Aus diesem Grund täuscht er Jakob; dies ist die Lenkung des Schöpfers selbst. Auf diese Weise „betrügt“ uns der Schöpfer immer wieder, führt uns aber gerade dadurch auf den richtigen Weg. Diese Täuschungen entstehen nur deshalb, weil wir noch nicht korrigiert sind und die Wahrheit noch nicht sehen können.

Am Ende führt dies dazu, dass wir gezwungen sind, das anzunehmen, was sich uns zeigt, zu verstehen, dass wir auch die ungeliebte Nukwa aufnehmen und uns über sie erheben müssen – trotz der Schwierigkeiten und obwohl sie nicht unserer gegenwärtigen Stufe entspricht.

Fragen und Antworten

Ist Nukwa ein Mangel, ein großes Verlangen?

Ja, Nukwa ist ein Mangel. Es steht geschrieben, dass die Frau eines Mannes wie sein eigener Körper ist. Der Körper wird Nukwa genannt, das Verlangen (in der Seele), mit dem wir arbeiten.

In der Geschichte über die gestreiften, gesprenkelten und gefleckten Tiere scheint es, als hätte Jakob den genetischen Prozess bewusst gesteuert. Die Arbeit hier erfolgt in drei Linien – gestreift, gesprenkelten und gefleckt –, die den drei Welten entsprechen.

„Gestreift“ bezieht sich auf die Welt von Adam Kadmon, die höchste Welt, in der Laban am stärksten ist. Dann kommt „gesprenkelten“ (die Welt von Nekudim), in der der Bruch stattfand. Von dort kommen die schwarzen Punkte auf weißem Hintergrund. Gerade durch diese empfangen wir die Offenbarung. Die „gefleckte“ Welt ist die von Atzilut, gegenüber der Seele Adams. Durch sie korrigieren wir uns und entdecken die ganze Göttlichkeit.

Jakob, die mittlere Linie, richtete seine Arbeit so ein, dass sich der böse und dergute Trieb verbinden, das heißt, dass die Absicht zu geben sich mit dem egoistischen Verlangen zu empfangen verbindet. Jakob kann am Stein arbeiten, am steinernen Herzen; er kann in sich alle drei Welten verbinden – gestreift, gesprenkelten und gefleckt. Durch diese Arbeit in der mittleren Linie steigen wir wirklich zu Beit El, dem Haus Gottes, auf.

Es ist klar, dass Rachel auf diese Weise keine Kinder gebären kann, wegen des Mangels an Chassadim, also der fehlenden Einkleidung für das Licht Chochma. Das Licht Chochma kann die kleine Nukwa nicht erreichen, nur die große, Lea. Dennoch können wir Fortschritte machen. Indem wir auf der gegenwärtigen Stufe immer mehr Kelim hervorbringen, korrigieren wir unseren Willen zu empfangen für die nächsten Stufen, die unsere „Söhne“ genannt werden.

So hat Jakob vier Söhne von Lea, dann weitere Söhne von Rachels Mägden, und schließlich gebiert Rachel Josef.

Wenn Jakob den Lohn verlangt, den er verdient, möchte er das obere Licht empfangen, um es in seine Kelim einzukleiden, aber Laban behauptet, dass alles ihm gehört. Tatsächlich wurde der ganze Wille zu empfangen, der erschaffen wurde, erschaffen gegenüber dem großen oberen Licht, das Laban ist. Jakob ist noch nicht bereit dafür, weil er noch „kleiner Jakob“ genannt wird; daher muss er noch viele Stufen kämpfen und aufsteigen, bevor er groß wird und den Namen „Israel“ verdient.

Daher ist es unvermeidlich, dass Jakob und Laban sich trennen. Jakob flieht scheinbar vor Laban, und Rachel stiehlt die Götzen, weil sie ihre Kräfte sind, ihre Kelim, die korrigiert werden müssen.

Was bedeutet Rachels Diebstahl?

In der Spiritualität bedeutet „stehlen“, etwas zu empfangen, das uns in unserem gegenwärtigen Zustand noch nicht zusteht. Es ist etwas, für das wir später bezahlen werden. Wir können nichts erhalten, das wir nicht verdienen. In der Spiritualität gibt es keine Bevorzugung; alles folgt dem Grundsatz: „Sie haben von Mir geliehen und Ich fordere es zurück“ (Babylonischer Talmud, Traktat Beita 15b).
Das bedeutet: Wir können jetzt empfangen und später zahlen, weil wir es mit unserer jetzigen Kraft noch nicht schaffen. Auf diese Weise wachsen wir.

Kinder verdienen es, von der Familie alles zu erhalten, obwohl sie nichts beitragen. Auf der nächsten Stufe, wenn die Kinder selbst Eltern werden, zahlen sie es zurück.

Jakob flieht, und Laban holt ihn in der Nähe des Berges Gilead ein, wo sie schließlich einen Bund schließen. Auf dem Weg dorthin folgt Jakob der mittleren Linie, was für Laban scheinbar ungünstig ist, denn er möchte die Enthüllung in allen Kelim auf einmal. Doch es ist klar, dass die Offenbarung begrenzt und in kleinen Stufen erfolgen muss.
Darum kam es zum Konflikt zwischen Jakob und Laban und schließlich zu ihrem Bund. Der Mensch und die höhere Kraft bilden ein besonderes System, in dem wir Schritt für Schritt voranschreiten, bis wir Übereinstimmung mit der oberen Kraft erlangen.

Wer sind die Engel, die im Abschnitt erscheinen, wenn sie auf der Leiter auf- und absteigen und Jakob begleiten?

„Engel“ sind Kräfte in uns auf dem Weg zur Offenbarung des Schöpfers in den korrigierten Kelim, gemäß dem Gesetz der Gleichheit der Form. Wir erwerben ständig neue Kräfte über dem Verlangen zu empfangen, das heißt über dem Ego, bis wir in die Absicht des Gebens gelangen und uns von Hass zu Liebe wandeln.

Der Weg zum Schöpfer führt über das Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Dies ist die große Regel; sie umfasst die gesamte Korrektur – die Liebe zu anderen. Wenn wir auf diesem Weg voranschreiten und uns Stufe um Stufe erheben, erhalten wir unterstützende Kräfte. Am Vorabend des Shabbat sagen wir (wie im Schabbatgebet geschrieben): „Kommt in Frieden, ihr Engel des Friedens, Engel des Höchsten.“ Das symbolisiert das Ende der Korrektur.

Handelt es sich um eine Kraft in uns, oder sind es Kräfte, die der Schöpfer wirkt?

Es sind Kräfte, mit denen der Schöpfer wirkt. Deshalb werden sie „Engel“ genannt. Engel entsprechen dem Unbewegten, dem Pflanzlichen und dem Tierischen in dieser Welt, die uns dabei helfen, uns zu erhalten und unseren Weg zu gehen.

Ein Engel kann ein Pferd oder ein Esel sein – Kräfte, die uns begleiten und uns helfen, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Doch sie werden immer von der menschlichen Stufe in uns gelenkt.

Wenn ein Mensch einem Engel begegnet, bedeutet das, dass er die Kraft entdeckt, die auf ihn wirkt?

Es bedeutet, dass er Kräfte entdeckt, durch die er weiter von Stufe zu Stufe aufsteigen kann.

Der Schöpfer scheint immer in Träumen zu erscheinen. Was ist ein Traum?

Ein „Traum“ ist ein höherer Zustand, den wir im Moment nicht erreichen können. Doch wir können uns mit ihm verbinden, indem wir unsere Kelim annullieren: unseren Verstand, unsere Gedanken und unsere Gefühle. Es ist, als würden wir in einen Zustand von Katnut, der Kleinheit eintreten, meist im Liegen, um eine höhere Stufe zu erlangen.

Wenn wir einen Stein unter unseren Kopf legen, bedeutet das, dass wir all unsere bisherigen Wahrnehmungen und Wünsche aufheben und in den Traum eintreten. Das heißt, wir gehen bewusst in einen Zustand von Katnut, um eine höhere Stufe zu erreichen, denn alles, was wir auf der vorherigen Stufe erlangt haben, ist für die nächste Stufe ungeeignet.

In der Spiritualität gibt es einen Abstand zwischen den Stufen. Jede höhere Stufe ist das genaue Gegenteil der vorherigen. Deshalb gibt es das Konzept, durch die Nacht zu gehen, durch einen Traum, und mit den Engeln zu ringen – besonders mit dem Engel Esaus. Jedes Mal müssen wir das Ego überwinden und prüfen, was wir auf die nächste Stufe mitnehmen können und was wir vorerst nicht nutzen dürfen.

Wir erkennen hier viele Verbindungen zur höheren Stufe: Der Traum ist eine Verbindung, die gestohlenen Götzen sind wie ein Vorschuss für die nächste Stufe, Laban ist eine Stufe, die wir noch nicht erreichen können. Ist also alles eine Art Verbindung?

Die Verbindung entsteht gerade jetzt, in dem Moment, in dem Jakob das Land Israel betreten möchte – wenn sich Malchut mit Bina verbindet, wenn sich das Verlangen zu empfangen mit der Absicht zu geben vereint, wenn eine große Korrektur im Verlangen stattfindet. Deshalb ist es klar, warum er den Ort Mahanaim nennt, „zwei Lager“, ein Ort, an dem der Schöpfer bereits gegenwärtig ist. Dies ist der eigentliche Beginn der Leiter, die man durch die „Engel des Höchsten“ erreicht.

Aus dem Sohar: Und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt

„Die Leiter weist bedeutet, dass Jakob sah, dass seine Söhne dazu bestimmt waren, die Tora am Berg Sinai zu empfangen. Denn Sulam (Leiter) ist Sinai, weil der Berg Sinai, wie es geschrieben steht, ‘war gestellt auf die Erde und die Spitze’, sein Verdienst, ‘reichte an den Himmel’. Alle Merkawot (Wagen) und Lager der hohen Engel stiegen dort hinab, zusammen mit dem Schöpfer, als Er ihnen die Tora gab, wie es heißt: ‘Und siehe, Engel Gottes stiegen auf und ab an ihr.’“

Sohar für Alle, WaJeze (Und Jakob zog aus), Punkt 70

Wir steigen die Leiter der Stufen nur hinauf, indem wir das Ego, das Verlangen zu empfangen, die Abneigung, also den Berg Sinai nutzen. Die Leiter ist nach demselben Prinzip gebaut wie der Turm von Babel. Sie besteht aus dem gesamten Ego, das der Schöpfer erschaffen hat, denn „Ich habe den bösen Trieb erschaffen.“
Wenn wir dieses Ego korrigieren, erheben wir uns darüber durch das „Gewürz der Tora“, durch das gesamte Licht der Tora, durch Laban, das heißt die höhere Weisheit. Mit diesen Kräften korrigieren wir uns selbst, bis wir den Himmel erreichen, jenen Zustand, in dem unses ganzes Verlangen zu empfangen sich in Geben und Liebe verwandelt.

Bezieht sich dieser Abschnitt auf die heutige Welt? Stehen auch wir vor einem Zustand, den wir nicht verstehen?

Wir müssen verstehen, dass wir vor allem miteinander verbunden sind und dass es keinen Ausweg aus dieser Verbindung gibt. Gerade weil wir untrennbar miteinander verknüpft sind, können wir nicht länger allein mit der linken Linie arbeiten – mit jener egoistischen Kraft, durch die wir uns bisher entwickelt haben und durch die sich die ganze Welt entwickelt hat. Jetzt müssen wir auch die rechte Linie in uns entdecken und aus beiden gemeinsam die mittlere Linie aufbauen. Deshalb gleicht unsere heutige Situation dem Stehen am Fuß der Leiter.

Äußerer Druck einerseits und die Verbreitung der Weisheit der Kabbala andererseits führen uns schließlich in einen Zustand, in dem wir spüren, dass zwei Engel uns begleiten: einer zu unserer Rechten und einer zu unserer Linken. Dann werden wir sagen: „Kommt in Frieden, Engel des Friedens.“ Wir werden sie bitten, zu uns zu kommen, Frieden zu schaffen und Ordnung in unsere inneren Kräfte zu bringen. Sie sollen die egoistischen Eigenschaften in uns in Eigenschaften des Gebens verwandeln, sodass wir uns durch diese Kräfte miteinander verbinden können.

Alle Korrekturen kommen von oben. Wenn sie in uns wirken, verwandelt sich unser Verlangen in das Haus Gottes, in Beit El.

Wir sehen, dass hier erneut eine Art Täuschung vorkommt. Woher kann ein Kabbalist mit Sicherheit wissen, dass wir nicht wieder getäuscht werden, dass wir nicht nur auf die nächste Stufe „gelockt“ werden? Oder gehört genau das zum Weg?

Warum denn nicht? Jakob legt seine gesamte Vernunft wie einen Stein unter seinen Kopf und möchte die Leiter im Traum hinaufsteigen. Er kann diese Leiter nur im Traum hinaufsteigen, nicht im wachen Zustand.

Bedeutet das, dass das Ego es sonst nicht zulassen würde?

Ja. Wir widmen uns diesem Aufstieg nur, indem wir uns ganz darauf ausrichten. Auf diese Weise steigen wir zur höheren Stufe auf; anders können wir die vorherige Stufe nicht verlassen. Dieser Übergang geschieht immer durch eine Kraft des Gebens von oben, durch eine empfangende Kraft, die „Glaube über dem Verstand“ genannt wird.

Wenn wir studieren, scheint es manchmal, als würden wir tatsächlich vollständig gelenkt und geführt. Doch im Alltag ist dieses Empfinden nur schwer aufrechtzuerhalten.

Deshalb gibt es ein Mittel namens „Gruppe“. In ihr lernen wir, uns vor den anderen zu annullieren – vor der Liebe zu den Freunden, vor der Liebe zu den Mitmenschen. Auf diese Weise lernen wir, unseren eigenen Verstand und unser eigenes Herz beiseitezulegen und uns mit den anderen zu verbinden, „wie ein Mensch mit einem Herzen“, buchstäblich in einem gemeinsamen Verlangen, bis wir nicht mehr zwischen unserem eigenen Wunsch und dem der anderen unterscheiden können. Wir werden einfach eins mit allen.

Kann ein solcher Zustand auch in einer Familie oder zwischen Ehepartnern existieren?

Ja, er kann entstehen, allerdings nur, wenn die gesamte Welt sich in diese Richtung bewegt. Wir lernen es in einer Gruppe, weil wir dort diesen Zustand messen und überprüfen können. Mit Menschen, mit denen wir gemeinsam lernen und spirituell arbeiten, können wir wirklich vorankommen. Wenn alle in der Gruppe nach diesem Ziel streben, nimmt jeder Einzelne alle Kräfte der Gruppe in sich auf und kann aufsteigen. Anders ist es nicht möglich.