Zehner- Kurs - Lektion 12 - "Annullierung"
Zehne- Kurs - Lektion 12
Thema: Annullierung
Ausgewählte Auszüge aus den Quellen
Annullierung gegenüber der Eigenschaft des Gebens des Schöpfer
1. Baal HaSulam, Shamati 42 "Was bedeutet das Akronym Elul in der Arbeit?"
"Es steht geschrieben: „Annulliere deinen Willen vor Seinem Willen“, das heißt: Annulliere den Willen zu empfangen, der in dir ist, vor dem Willen zu geben, welcher der Wille des Schöpfers ist. Dies bedeutet, dass der Mensch die Eigenliebe vor der Schöpferliebe annullieren möge. Und das heißt, dass er sich selbst vor dem Schöpfer annullieren möge, was Dwekut (Anhaftung) genannt wird. Danach kann der Schöpfer in deinem Willen zu empfangen scheinen, da er nun schon in der Form des Empfangens, um zu geben, korrigiert ist.
Dies ist die Bedeutung von „damit Er Seinen Willen vor deinem Willen annullieren möge.“ Was bedeutet, dass der Schöpfer seinen Willen annulliert, das heißt die Einschränkung (Zimzum), die aufgrund der Ungleichheit der Form bestanden hat. Da es nun schon eine Angleichung der Form gibt, gibt es bereits eine Ausdehnung des Lichtes in den Willen des Niederen hinein, der eine Korrektur zum Zwecke des Gebens erfahren hat. Denn dies ist das Ziel der Schöpfung, den Geschöpfen Gutes zu tun, und nun kann dies verwirklicht werden.
Hier kann der Vers erklärt werden: „Ich bin meines Geliebten.“ Es bedeutet: Dadurch, dass das „Ich“ seinen Willen zu empfangen vor dem Schöpfer annulliert, in der Form des vollkommenen Gebens, erlangt es „und mein Geliebter ist mein“. Das heißt „und mein Geliebter“, welcher der Schöpfer ist, „ist mein“. Er gibt mir das Gute und das Vergnügen, das im Schöpfungsgedanken ist."
2. Baal HaSulam, Shamati 5 " LiShma bedeutet Erwecken von Oben, und warum brauchen wir ein Erwachen von unten?"
"..wenn man in diesem Zustand mit Glaube über dem Verstand arbeitet, sich dazu zwingt, und der Körper sich an diese Arbeit gewöhnt – also gegen den Wunsch des eigenen Willens zu empfangen – dann hat man die Mittel zur Arbeit, die das Ziel verfolgt, „seinem Erschaffer Zufriedenheit zu bereiten.“
Dies deshalb, weil die hauptsächliche Forderung an einen Menschen darin liegt, durch die eigene Arbeit zu Dwekut (Anhaftung) mit dem Schöpfer zu kommen, die als Gleichheit der Form bezeichnet wird, sodass alle seine Taten in der Absicht zu geben erfolgen.
Es ist so, wie der Vers sagt: „Dann wirst du Lust auf den Schöpfer haben.“ Die Deutung von „dann“ ist, dass man am Anfang der Arbeit keine Lust hatte, sondern sie unter Zwang verrichtete.
Aber nachher, wenn man sich an die Arbeit in der Absicht zu geben gewöhnt hat und nicht überlegt, ob man Freude an der spirituellen Arbeit empfindet, sondern daran glaubt, dass man durch seine Arbeit dem Schöpfer Zufriedenheit bereitet, dann muss der Mensch glauben, dass der Schöpfer die Arbeit der unteren akzeptiert, unabhängig von der Menge und Form ihrer Arbeit. In allem prüft der Schöpfer die Absicht, und das bringt dem Schöpfer Zufriedenheit. Dann wird man würdig: „Dann wirst du dich am Herrn erfreuen.“
Sogar während der Arbeit für den Schöpfer empfindet der Mensch Freude und Vergnügen, weil er nun tatsächlich für den Schöpfer arbeitet. Die Anstrengungen, die der Mensch in der Phase der Arbeit unter Zwang unternahm, qualifizieren ihn zur aufrichtigen Arbeit für den Schöpfer. Jetzt verstehen wir, dass der vom Menschen empfangene Genuss sich auf den Schöpfer bezieht, speziell für den Schöpfer."
3. Baal HaSulam, Shamati 4 "Was ist der Grund für die Schwere, die man fühlt, wenn man sich in der Arbeit vor dem Schöpfer annulliert?"
"Wir müssen den Grund für die Schwere kennen, die man empfindet, wenn man sein „Selbst“ vor dem Schöpfer annullieren möchte und sich nicht mehr um seinen Eigennutz kümmern will. Man gelangt zu einem Zustand, als stünde die ganze Welt still, als sei man nun allein auf der Welt und ließe seine Familie und seine Freunde zugunsten der Annullierung vor dem Schöpfer zurück.
Doch es gibt einen einfachen Grund dafür, welcher „Mangel an Glauben“ heißt. Man erkennt nicht, vor wem und um wessen Willen man sich annullieren soll, und empfindet die Existenz des Schöpfers nicht. Das verursacht bei einem die Schwere.
Sobald man aber beginnt, den Schöpfer zu spüren, sehnt sich die Seele nach Annullierung und danach, sich mit der Wurzel zu vereinen, sich in sie einzuschließen wie die Kerze in eine Fackel, ohne Verstand und ohne Grund. Dies ergibt sich ganz natürlich, so wie sich eine Kerze vor einer Fackel annulliert.
Es folgt, dass die Hauptarbeit des Menschen darin liegt, zur Empfindung des Schöpfers zu gelangen, dass „die ganze Welt voll Seiner Herrlichkeit ist“. Darin liegt die ganze Arbeit, was bedeutet, dass man die gesamte Anstrengung nur dazu einsetzt und für nichts anderes.
Man sollte sich nicht irreführen lassen, irgendetwas erwerben zu müssen. Vielmehr ist der Glaube an den Schöpfer das Einzige, das der Mensch braucht. Man sollte an nichts anderes denken, das heißt, die einzige Belohnung, die man für seine Arbeit will, sollte der Glauben an den Schöpfer sein."
Annullierung gegenüber dem Lehrer
4. RABASH, Verschiedene Anmerkungen, Notiz 680. "Annullierung – der Weg des Baal Shem Tov"
Der Weg, den Körper zu annullieren, geschah früher durch Enthaltsamkeit. Doch es gibt einen anderen Weg, nämlich die Annullierung vor dem Rav [Großen, Lehrer]. Dies ist die Bedeutung von: „Mache dir einen Rav.“ Das „Machen“ wird durch Zwang geklärt, ohne jeglichen Verstand.
So wie die Enthaltsamkeit den Körper nur durch Handlung aufhebt und nicht durch den Verstand, ebenso geschieht die Annullierung vor dem Rav durch Zwang und nicht durch den Verstand. Das heißt, selbst an einem Ort, an dem man die Ansicht seines Rav nicht versteht, annulliert man sich – sowohl in Bezug auf die Tora als auch auf die Arbeit – und wendet sich an den Rav, damit er einen führt.
Es gibt eine Führung in der Art der Allgemeinheit, die Ohr Makif [umgebendes Licht] genannt wird, welches ein Licht ist, das nur von außen leuchtet und ohne Worte wirkt, sondern allein dadurch, dass man zum Rav kommt und vor ihm sitzt, bei seinem Tisch während der Mahlzeit oder während des Gottesdienstes. Doch es gibt noch einen anderen Weg, der innerlich ist, und dies geschieht speziell durch „Mund zu Mund“.
5. Baal HaSulam "Eine Rede zur Vollendung des Sohars"
„Wegen der großen Schwierigkeit in dieser Angelegenheit rieten uns die Weisen: ‚Mache dir einen Rav [Lehrer, große Persönlichkeit] und kaufe dir einen Freund.‘ Das bedeutet, dass man sich eine bedeutende und angesehene Person zu seinem Rav wählen soll, und durch ihn wird er in der Lage sein, sich mit Tora und Mizwot zu beschäftigen, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten. Dies geschieht, weil es zwei Entlastungen in Bezug auf den Rav gibt:
- Da er eine bedeutende Persönlichkeit ist, kann der Schüler ihm aufgrund der Erhabenheit seines Rav Zufriedenheit bereiten, denn das Geben wird für ihn wie das Empfangen. Dies ist ein natürliches Brennmaterial, sodass man seine Handlungen des Gebens immerfort vermehren kann. Sobald der Mensch sich daran gewöhnt hat, sich mit dem Geben an den Rav zu beschäftigen, kann er es auch auf das Beschäftigen mit Tora und Mizwot Lishma gegenüber dem Schöpfer übertragen, da Gewohnheit zur zweiten Natur wird.
- Die Gleichheit der Form mit dem Schöpfer nützt nicht, wenn sie nicht für immer ist, ‚bis derjenige, der die Geheimnisse kennt, bezeugt, dass er nicht mehr zur Torheit zurückkehren wird.‘ Dies ist nicht so bei der Gleichheit der Form mit seinem Rav. Da sich der Rav in dieser Welt, innerhalb der Zeit, befindet, nützt die Gleichheit der Form mit ihm auch dann, wenn sie nur vorübergehend ist und er sich später wieder verschlechtert.
Daher: Jedes Mal, wenn jemand seine Form mit der seines Rav angleicht, haftet er ihm für eine Zeit an. Infolgedessen erlangt er das Wissen und die Gedanken des Rav, entsprechend dem Maß seiner Dvekut [Anhaftung], wie wir es in der Allegorie über das Organ erklärt haben, das vom Körper abgetrennt und wieder mit ihm verbunden wurde.
Aus diesem Grund kann der Schüler die Erkenntnis seines Rav von der Größe des Schöpfers nutzen, die das Geben in Empfangen verwandelt und zu genügend Brennstoff wird, um Herz und Seele zu geben. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Schüler in der Lage sein, sich mit Tora und Mizwot Lishma mit seinem ganzen Herzen und seiner ganzen Seele zu beschäftigen, was das Heilmittel ist, das ewige Dvekut mit dem Schöpfer hervorbringt.
<...> Deshalb sagten unsere Weisen: ‚Mache dir einen Rav und kaufe dir einen Freund.‘ Das bedeutet, dass man sich eine neue Umgebung schaffen kann. Diese Umgebung wird ihm helfen, die Größe seines Rav durch die Liebe der Freunde zu erlangen, die seinen Rav schätzen. Durch das Gespräch der Freunde über die Größe des Rav empfängt jeder von ihnen das Empfinden seiner Größe. So wird das Geben an seinen Rav zu einem Empfangen und zu einer ausreichenden Motivation in einem Maß, das einen dazu bringt, sich mit Tora und Mizwot Lishma zu beschäftigen.
Darüber wurde gesagt: ‚Die Tora wird durch achtundvierzig Tugenden erworben, durch den Dienst an Weisen und durch die Genauigkeit der Freunde.‘ Dies geschieht, weil man neben dem Dienen des Rav auch die Genauigkeit der Freunde braucht, das heißt den Einfluss der Freunde, damit sie ihn so beeinflussen, dass er die Größe seines Rav erlangt. Denn das Erlangen der Größe hängt ganz und gar von der Umgebung ab, und ein einzelner Mensch kann dabei überhaupt nichts tun.“
Annullierung gegenüber den Quellen
6. Rav Dr. Michael Laitman, 10.8.2006
„Wenn wir seine Schriften lesen, müssen wir uns – sozusagen – an die Bücher und an die Autoren anheften. Uns mit ihm verbinden, mit dem, was er sagt: Das ist es, woran ich mich festhalte, das ist es, was ich in mir selbst entdecken möchte, was in mir geschehen soll, was ich in meinem Inneren empfinden will. Und je weniger ich es durch den Verstand prüfe, durch ein Urteilen von ‚richtig oder falsch‘, ‚so oder anders‘, desto besser. Kritik ist notwendig, aber nur im Sinne einer Suche: Wo ist das in mir, und was geschieht mit mir in Bezug darauf?
Dies ist eine viel wichtigere Arbeit während des Studiums. Deshalb ist er nicht immer präzise, denn er sucht Schüler dieser Art. Darum werden wir hier keine Weisheit in einer fortlaufenden, systematischen Ordnung finden. Innerhalb der Weisheit der Kabbala bleiben viele leere Stellen, selbst mitten in allen Erklärungen.“
Annullierung gegenüber den Freunden
7. RABASH, Artikel 7 (1984) "Was entsprechend „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ erklärt wird"
"Der Ratschlag für jemand, der seine Kraft in der Nächstenliebe vergrößern will, besteht in der Freundesliebe. Wenn jedes Mitglied einer Gruppe sich vor den Freunden annulliert und sich mit ihnen verbindet, entsteht ein einziger Organismus, in dem alle kleinen Teilchen, die Nächstenliebe erlangen wollen, zu einer einzigen Kraft vereint werden. Und wenn man über diese große Kraft verfügt, kann man die Liebe zum Nächsten praktisch ausführen.
Und danach wird der Mensch die Liebe zum Schöpfer erreichen. Doch all das unter der Bedingung, dass jeder sich vor dem anderen annulliert. Wenn man sich jedoch vom Freund distanziert, wird man seinen Anteil, den man bekommen sollte, nicht erhalten.
Jeder muss sich sagen, dass er seinem Freund gegenüber nichts ist und einen Wert von Null hat. Das gleicht der Art, wie man Zahlen schreibt; wenn man zuerst eine „1“ schreibt und dann „0“ ist es 10-mal mehr. Und wenn man „00“ schreibt, sind es 100-mal mehr. Anders gesagt, wenn der Freund eine 1 ist und die 0 folgt, bedeutet das, dass er von seinem Freund 10-mal mehr erhält. Und wenn er sagt, dass er verglichen mit dem Freund eine doppelte Null ist (00), erhält er von seinem Freund 100-mal mehr.
Wenn er jedoch im Gegenteil behauptet, dass sein Freund eine „0“ sei und er selbst sei eine „1“, dann ist er 10-mal geringer als sein Freund, also 0,1. Und wenn er sagt, dass er eine „1“ sei und er zwei Freunde habe, welche verglichen mit ihm beide „0“ sind, dann wird er als 100-mal geringer erachtet als sie, das bedeutet 0,01. Daher schwächt sich seine Stufe entsprechend der Anzahl der Nullen, die er seinen Freunden beimisst, ab."