Lokales Treffen 28 - Studium eines kabbalistischen Textes: "Die Freiheit"
Wir setzen den Fortgeschrittenenkurs fort, indem wir das Studium authentischer kabbalistischer Texte in einer großen Gruppe erleben. Der Artikel dieser Woche ist „Die Freiheit“ von Yehuda Leib Ha-Levi Ashlag (Baal HaSulam).
In dem lokalen Treffen kehren wir zu einigen Kernpunkten des Artikels zurück, zusammen mit neuen ergänzenden Videoclips aus Lektionen von Rav Dr. Michael Laitman.
Freiheit der Wahl oder vorbestimmte Vorsehung
Ein zentrales Thema im Artikel "Die Freiheit" ist die Freiheit der Wahl gemäß der authentischen Weisheit der Kabbala. Nächste Woche werden wir den Artikel fortsetzen und tiefer in das Schlüsselthema der Wahl der richtigen Umgebung eintauchen.
Lokales Treffen
"Die Freiheit"
In dem Artikel dieser Woche lesen wir aus Baal HaSulams Erklärungen zur Freiheit der Wahl.
Wie bereits erwähnt, schrieb Baal HaSulam ausführlich, um den Studenten zu helfen, den Zweck der Schöpfung zu erreichen - die Formgleichheit mit den Eigenschaften des Schöpfers (Liebe und Geben) zu erlangen - ohne vom Weg abzukommen.
Zuerst werden wir einige Auszüge aus dem Artikel lesen und dann versuchen zu verstehen, was im Text vor sich geht, gefolgt von einer weiteren Lesung und Diskussionen über die Themen zusammen.
Wir haben auch einen zusätzlichen Clip von Rav Dr. Michael Laitman als wichtige Erklärungen zum Artikel.
"Die Freiheit" - Rav Yehuda Ashlag, Baal HaSulam
„In Steintafeln gemeißelt (charut al haLuchot)“
Lies nicht „charut“ („gemeißelt“),
sondern „cherut“ („Freiheit“).
Um zu zeigen, dass sie vom Engel des Todes befreit sind.
[Shemot Rabbah 41]
Diese Worte bedürfen der Klärung, denn wie hängt das Empfangen der Tora mit der Befreiung des Menschen vom Tod zusammen? Und nachdem sie einmal einen unsterblichen, ewigen Körper durch das Empfangen der Tora erhalten hatten – wie konnten sie ihn wieder verlieren? Kann denn das Ewige verloren gehen?
Freiheit des Willens
Um das erhabene Konzept der „Freiheit vom Engel des Todes“ zu verstehen, müssen wir zunächst den Begriff der Freiheit erörtern, wie er normalerweise von der Menschheit verstanden wird.
Es besteht die allgemeine Auffassung, dass die Freiheit ein für alle Lebewesen gültiges Naturgesetz darstellt. Wir sehen, dass Tiere, die in Gefangenschaft geraten, sterben, wenn wir sie ihrer Freiheit berauben. Dies bezeugt, dass die Vorsehung keinerlei Versklavung der Geschöpfe akzeptiert. Nicht umsonst kämpft die Menschheit seit mehreren hundert Jahren darum, ein gewisses Maß an Freiheit für den Einzelnen zu erreichen.
Doch das Konzept, das mit dem Wort „Freiheit“ zum Ausdruck kommt, bleibt unklar, und wenn wir uns mit der Bedeutung dieses Wortes befassen, bleibt fast nichts übrig; denn bevor man nach der Freiheit des Einzelnen fragt, muss man davon ausgehen, dass jeder Einzelne an und für sich über „Freiheit“ verfügt und er aus freiem Willen wählen und handeln kann.
Offene Diskussion
Wie stehen wir zu den potenziell verwirrenden Begriffen in diesem Artikel?
Freude und Schmerz
Wenn wir jedoch die Handlungen eines Menschen untersuchen, stellen wir fest, dass sie zwangsläufig erfolgen. Er wird dazu gezwungen und hat keine Wahlfreiheit. In gewissem Sinne ist er wie ein Eintopf, der auf dem Herd kocht; er hat keine andere Wahl, als zu kochen, denn die Vorsehung hat das Leben zwischen zwei Zügel eingespannt: Freude und Schmerz.
Die Geschöpfe haben keine Wahlfreiheit – sich für den Schmerz zu entscheiden oder die Freude abzulehnen. Der Vorteil des Menschen gegenüber dem Tier besteht darin, dass er ein weit entferntes Ziel anstreben kann; der Mensch kann daher ein gewisses Maß an gegenwärtigem Schmerz für einen zukünftigen Nutzen in Kauf nehmen oder um nach einiger Zeit einen Genuss zu erhalten.
Aber in Wirklichkeit handelt es sich hier nur scheinbar um ein kommerzielles Kalkül, bei dem der künftige Nutzen oder das Vergnügen vorteilhafter erscheint als die Qualen, die der Mensch gegenwärtig auf sich nimmt. Es handelt sich hier lediglich um einen Abstrich – er zieht die Schmerzen und Leiden von dem erwarteten Vergnügen ab und es bleibt ein gewisser Überschuss.
So wird das Vergnügen nur erweitert. Und so kommt es manchmal vor, dass wir leiden, weil das erhaltene Vergnügen nicht den erhofften Überschuss im Vergleich zu den erlittenen Qualen darstellt. Wir haben also ein Defizit, genau wie die Kaufleute.
Offene Diskussion
Wie verstehen wir den Unterschied zwischen Mensch und Tier in der der Wahlfreiheit?
Letztendlich gibt es hier keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier. Und daher gibt es keine freie Wahl, sondern nur eine Anziehungskraft, die den Menschen zu jedem vorübergehenden Vergnügen hinzieht und ihn vor schmerzhaften Umständen flüchten lässt. Und die Vorsehung führt ihn mit Hilfe dieser beiden Kräfte an jeden beliebigen Ort, ohne den Menschen nach seiner Meinung zu fragen.
Auch die Art des Vergnügens und des Nutzens kann man nicht selbst bestimmen, sondern man folgt dem Willen der anderen und nicht dem eigenen. Zum Beispiel: Ich sitze, ich kleide mich, ich spreche und ich esse. All das tue ich nicht, weil ich so sitzen, reden, mich so anziehen oder essen will, sondern weil andere wollen, dass ich so sitze, mich so anziehe, so rede und so esse. Das alles folgt dem Wunsch und der Laune der Gesellschaft und nicht meinem eigenen freien Willen.
Im Gegenteil tue ich all dies in den meisten Fällen sogar gegen meinen Willen. Denn ich würde mich wohler fühlen, könnte ich mich einfach verhalten, wie ich will, ohne jede Bürde. Aber ich bin in allen meinen Bewegungen mit eisernen Fesseln an die Launen und Sitten der anderen gekettet, die die Gesellschaft ausmachen.
Offene Diskussion
"Wo ist also meine Willensfreiheit?"
Wo ist also meine Willensfreiheit? Wenn wir davon ausgehen, dass der Wille keine Freiheit hat und wir Maschinen gleichen, die durch äußere Kräfte funktionieren und zu bestimmten Handlungen gezwungen werden, bedeutet das, dass wir alle im Gefängnis der Vorsehung eingesperrt sind, die uns mit Hilfe von Freude und Schmerz nach ihrem Willen schiebt und zieht, wohin auch immer sie es für passend hält.
Es stellt sich heraus, dass es so etwas wie Selbstsucht in der Welt nicht gibt, da hier niemand frei oder auf sich selbst gestellt ist. Ich bin nicht der Eigentümer der Handlung und ich bin nicht der Handelnde, weil ich es sein will. Vielmehr wird an mir gegen meinen Willen und ohne mein Bewusstsein gearbeitet. So werden Belohnung und Bestrafung ausgelöscht.
Und das ist nicht nur für die Religiösen seltsam, die an Seine Vorsehung glauben, sich auf Ihn verlassen und darauf vertrauen, dass Er nur das Beste will. Noch seltsamer ist es für diejenigen, die an die Natur glauben, denn nach dem oben Gesagten sind wir alle ohne Bewusstsein und Verantwortlichkeit in den Ketten der blinden Natur gefangen. Und wir – die auserwählte, mit Vernunft und Wissen ausgestattete Spezies – sollen ein Spielzeug in den Händen der blinden Natur sein, die uns in die Irre führt?
Clips
Workshop-Fragen
(gewählt basierend auf dem Verlauf des Treffens)
Wohin führt der Artikel dich?
Wie würdest du die Motive beim Studieren beschreiben?
Gemäß dem, was wir im Artikel gelernt haben, wie können wir unser Verlangen nach Formgleichheit mit dem Schöpfer verstärken?
Wo finden wir unsere Verantwortung für die spirituelle Entwicklung?
Wir sehen uns nächste Woche