Lektion 22: Vorankommen durch die Größe des Ziels
- Wie die Größe des Ziels uns den Antrieb gibt, voranzukommen
- Warum Anstrengung von innerer Wichtigkeit abhängt
- Wie wir unseren Drang zum spirituellen Ziel stärken können
- AUFZEICHNUNG DER LEKTION
Lektion 22: Vorankommen durch die Größe des Ziels
Ausgewählte Auszüge aus den Quellen
1. RABASH, Artikel 1 (1984), "Das Ziel der Gemeinschaft – 2"
Da der Mensch von Anfang an mit einem Gefäß erschaffen ist, welches als Eigenliebe oder Egoismus bezeichnet wird, hat er keine Lust, auch nur die kleinste Bewegung zu machen, wenn er sieht, dass es in einer Handlung keinen Vorteil für ihn selbst gibt. Doch ohne Annullierung der Eigenliebe ist es nicht möglich, die Anhaftung (Dwekut) an den Schöpfer zu erreichen, also die qualitative Übereinstimmung der Form.
Da die Annullierung der Eigenliebe entgegen unserer Natur ist, bedürfen wir einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die gemeinsam eine starke Kraft für die gemeinsame Arbeit bilden, um den Willen zu empfangen zu annullieren, welcher als das „Böse“ bezeichnet wird; denn es ist gerade dieser Wille, der uns daran hindert, das Ziel zu erreichen, für welches der Mensch erschaffen wurde.
2. Rabash, Notiz 24. "Was uns im Wesentlichen fehlt"
Was uns im Wesentlichen fehlt und weswegen wir keine Energie für die Arbeit haben, ist der Mangel an der Wichtigkeit des Ziels. Das bedeutet, dass wir nicht wissen, wie wir unseren Dienst einzuschätzen haben, um zu begreifen, wem wir da geben. Und ebenso fehlt die Kenntnis der Größe des Ewigen, damit wir wahrnehmen, wie glücklich wir sind, dass wir dem König dienen dürfen – denn wir haben überhaupt nichts, um Seine Größe begreifen zu können.
Und das heißt in den Worten des Heiligen Sohar „Shechina im Staub“ (Shechinta be-Afra), also dass dem Ewigen zu dienen uns so wichtig wie Staub erscheint. Und auf jeden Fall haben wir keine Energie für die Arbeit, denn ohne Genuss gibt es auch keine Kraft für die Arbeit.
3. Rabash, Artikel 4 (1984) "Der Mensch helfe seinem Freund"
Wir müssen verstehen, wie ein Mensch seinem Freund helfen kann. Gilt das nur dort, wo es Reiche und Arme, Weise und Dumme, Starke und Schwache gibt? Aber wenn es nur Reiche, Starke und Kluge gibt, wie kann man sich dann gegenseitig helfen?
Wir sehen, dass es eine Sache gibt, die allen bekannt ist – die Stimmung. So wie die Weisen sagten: „Die Sorge im Herzen eines Menschen soll man anderen erzählen.“ Denn um die Stimmung zu heben sind weder Reichtum noch Klugheit hilfreich.
Nur ein Mensch kann einem anderen helfen, der mutlos ist. Es steht geschrieben: „Kein Mensch kann sich selbst aus dem Gefängnis befreien.“ Nur sein Freund kann ihn aufmuntern.
Das heißt, sein Freund bringt ihn in einen Zustand der Munterkeit. Dann spürt der Mensch wieder Kraft, Vertrauen ins Leben und Glück und er beginnt von neuem, als wäre das Ziel nun nahe.
Folglich muss also jeder in der Gruppe aufmerksam sein und darüber nachdenken, wie er die Stimmung seines Freundes heben kann, denn gerade, was die Stimmungslage betrifft, kann jeder in seinem Freund einen Mangel finden, den er füllen kann.
4. RABASH, Brief 24
Du musst immer Wache stehen, den ganzen Tag und die ganze Nacht, also sowohl, wenn du den Zustand des „Tages“, als auch, wenn du den Zustand der „Nacht“ spürst.
Denn wir sagen zum Schöpfer: „Dein ist der Tag und dein ist die Nacht“. D.h. auch die Nacht, also die Finsternis der Nacht, kommt vom Schöpfer zum Wohl des Menschen, wie es geschrieben steht: „Ein Tag sagt’s dem andern, und eine Nacht tut’s kund der andern“.
Daraus folgt, dass es dir obliegt, das Herz der Freunde zu erwecken, bis die Flamme von sich aufsteigt […], und dadurch wirst du würdig, die Liebe des Schöpfers auf uns zu erwecken.
5. RABASH, Artikel 30 (1988), „Was wir in der Versammlung der Freunde suchen sollen“
Daraus folgt, dass jeder einzelne versuchen sollte, den Geist von Leben und Hoffnung in die Gemeinschaft einzubringen, um ihr so Energie zu geben. So wird jeder der Freunde in der Lage sein, sich selbst zu sagen: „Nun beginne ich komplett neu mit der Arbeit.“ Denn, bevor er in die Gemeinschaft kam, war er mit dem Fortschritt in der Arbeit für den Schöpfer unzufrieden, nun aber erfüllt ihn die Gemeinschaft mit Leben und Hoffnung.
So hat er durch die Gemeinschaft Zuversicht und Stärke bekommen, denn nun spürt er, dass er die Vollkommenheit erreichen kann. Und er fühlt, dass sich all seine Gedanken – dass er vor einem hohen Berg steht, der nicht erobert werden kann, und dass dies ein beeindruckendes Hindernis ist – nun im Nichts aufgelöst haben. Und er hat dies alles aus der Kraft der Gemeinschaft empfangen, weil jeder einzelne versucht hat, den Geist der Unterstützung und die Anwesenheit einer neuen Stimmung innerhalb der Gemeinschaft einzubringen.
6. RABASH, Artikel 17 (1986), "Die Agenda der Versammlung - 2"
Die ganze Grundlage, auf welcher wir Genuss und Freude empfangen und genießen können, wozu wir sogar verpflichtet sind, ist eine Handlung des Gebens. Also gibt es einen Punkt, an dem wir arbeiten sollten: Gefallen zu finden an der Spiritualität. Dies findet seinen Ausdruck darin, an wen ich mich wende, mit wem ich spreche, wessen Gebote ich befolge, und wessen Gesetze ich studiere; man muss sich Rat suchen, wie man den Geber der Tora wertschätzen kann.
Und bevor einer allein etwas Licht von Oben empfängt, sollte er gleichgesinnte Menschen suchen, die ebenfalls danach streben, die Wichtigkeit jedes Kontaktes mit dem Schöpfer zu betonen, auf welche Art auch immer. Und wenn viele Menschen dies fördern, kann jeder Hilfe von seinem Freund erhalten.
7. ״Yismach Moshe״, Parashat VaYera, Seite 47 A ("Mose wird frohlocken״, Wochenabschnitt "Und Er erschien")
Jeder Mensch hat eine Wahl, und es gibt einen, der seine ganze Welt und seine Stufe in nur einer einzigen Stunde erwirbt.
8. "Be’er Mayim Chaim״, Parashat Re’eh, Kapitel 12 ("Brunnen lebendigen Wassers", Wochenabschnitt "Siehe!")
Die Weisen sagten (Awoda Sara 17): „Es gibt jemanden, der seine Welt in einer einzigen Stunde erwirbt, denn seine gesamte Welt, in der er bis dahin gelebt hat und in der er von diesem Zeitpunkt an lebt, hat er in diesem Moment erworben. Dies ist so, weil seine Freude und sein Verlangen nach seinem Schöpfer zu diesem Zweck erschaffen wurden, und in dieser Stunde wird Sein Wille erfüllt. So erwirbt man in diesem Moment (in dieser Stunde) seine ganze Welt.“
Texte der Clips
Clip Nr. 1: "Warum kann man nicht allein lernen?" (Grundlegende Konzepte – Die Gruppe) >>
Oren: Diese Idee in der Kabbala über das „Lernen in einer Gruppe“ – ich habe gehört, dass Kabbalisten im Laufe der Generationen in Gruppen lernten und es dem Alleinstudium vorzogen.
Warum ist es unmöglich, Kabbala alleine zu studieren? Warum ist eine Gruppe notwendig?
Rav: Es ist unmöglich, alleine zu studieren. Wir könnten lernen, was in den Büchern geschrieben steht, oder weise Menschen hören, aber die Weisheit der Kabbala wirklich zu erfassen – um die Wahrnehmung und Empfindung der Höheren Welt zu erlangen – dies kann nur unter der Bedingung und in dem Maße geschehen, in dem wir uns miteinander verbinden.
Oren: Wenn ich Sie fragen würde: könnte ich Sie als meinen privaten Kabbala-Lehrer nehmen, da Sie Kabbala verstehen und sind weise in Kabbala – „lehren Sie mich, und ich werde aufrichtig versuchen, alles zu hören und umzusetzen, was Sie sagen“ – würden Sie mich unterrichten? Wären Sie in der Lage, mir zu helfen?
Rav: Ich könnte es nicht. Ich würde dir zuerst erklären, dass du eine Gruppe haben musst.
Oren: Helfen Sie mir, den Punkt zu verstehen: Warum, wenn ich Sie als privaten Lehrer nehmen würde, wäre es mir nicht möglich, Kabbala zu lernen?
Rav: Es würde mir nicht gelingen, dich zu unterrichten, denn alles Lernen hängt davon ab, dass du Freunde hast - um dich mit ihnen emotional zu verbinden, mit gegenseitigem Geben, gegenseitiger Verbindung.
Und so beginnen die Menschen, wenn sie sich miteinander verbinden, das innere Konzept der „Gruppe“, der „Verbindung“, der „Einheit“, der „gegenseitigen Bürgschaft“ (Arwut) zu spüren.
Dies sind Konzepte, die sehr tief in der Weisheit der Kabbala verankert sind - man kann sie nicht in einem einzigen Gespräch erklären.
Lediglich allmählich, so wie sich die Menschen untereinander verbinden, beginnen sie zu spüren, wie tief und wirklich besonders diese Konzepte sind.
Und wenn die Studenten diese Zustände nicht erreichen und sie nicht fühlen, wenn sich nicht jeder der Gruppe widmet, dann haben sie kein Gefäß, kein Mittel, um die Höhere Welt oder den Schöpfer zu offenbaren.
Clip Nr. 2
Rav: Das erste Prinzip der Weisheit der Kabbala ist, dass die gesamte Schöpfung ein einziges System ist.
Sie ist entsprechend den Buchstaben des Tetragrammatons (Yud-Hej-Waw-Hej) in vier Teile unterteilt: das Bewegungslose, das Pflanzliche, das Tierische und das Sprechende - sowohl physisch als auch spirituell -, aber insgesamt ist es ein einziges System.
Damit wir dieses System erkennen können, um wirklich auf seiner höchsten Stufe, der Stufe des " Sprechenden " zu sein, müssen wir einen Prozess von dem Zerbrechen bis zur Korrektur durchlaufen, und innerhalb dieser Korrektur müssen wir alle Stufen des Zerbrechens und dementsprechend alle Stufen der Korrektur erleben.
Dann werden die gesamte Schöpfung und alle Korrekturen in einem einzigen großen, schönen System vollkommen sein, das alles in sich einschließt und „Adam“ (Mensch) genannt wird .
Aber um dieses System zu erkennen und die Stufe von Adam zu erreichen - das heißt, dem Schöpfer ähnlich zu werden (da das Wort Adam von Domeh, „ähnlich“, kommt) - müssen wir durch unsere eigenen Anstrengungen jeden einzelnen Zustand auf dem Weg spüren.
Deshalb wird den besonderen Seelen vom Schöpfer die Möglichkeit gegeben, sich in Zehnergruppen zu verbinden, denn zehn ist ein vollkommener spiritueller Parzuf (Struktur) - zehn, nicht neun; zehn, nicht elf - und innerhalb dieser kleinen Zehnergruppe können sie wie in einer Miniwelt prüfen, lernen, fühlen und sich darauf vorbereiten, Adam zu werden.
Denn letztlich dreht sich alles um die Arbeit an der Verbindung.
Davon wird auf vielen Stufen und in vielen Sprachen gesprochen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“ und so weiter.
Das ist es, was die Weisheit der Kabbala offenbart.
(Auszug aus: Einheitsabend - „Das Ziel der Gemeinschaft“, Abendlektion, 14. Juli 2019 - Rav Dr. Michael Laitman)
Clip Nr. 3
Rav: Die erste Frage, die sich ein Mensch stellt, der einen Punkt im Herzen hat - wenn er nicht weiterkommt, weil ihm die Kraft fehlt, vorwärts zu gehen -, ist:
Wie kann ich Spiritualität wertschätzen?
Die Frage "Wie kann ich die Spiritualität schätzen? “ führt ihn zu einer weiteren Frage: „Wie kann ich den Geber der Tora wertschätzen?“
Ein Mensch hat nicht die Kraft, den Geber (den Schöpfer) zu schätzen, und deshalb braucht er einen Freund.
Wenn er mit einem Freund zusammensitzt und so darüber spricht, wie er den Schöpfer wertschätzen kann, und sie sich darüber verständigen, dass dies ihr gemeinsames Problem ist, dann gibt es schon etwas Arbeit zwischen ihnen.
Bei einem Menschen allein zählt es nicht; es werden mindestens zwei gebraucht. Dann gibt es bereits eine Itaruta De-Letata (eine Erweckung von unten), d.h. die Erweckung von MAN (eine Bitte um spirituelle Korrektur).
Und auf diese Erweckung von MAN folgt eine Antwort - eine Erweckung von oben.
Die Erweckung von oben wird empfunden, wenn sie beginnen, einen leichten Kontakt mit dem Schöpfer zu spüren.
Von da an beginnt der Fortschritt.
Es gibt eine Abfolge von Handlungen, die wir durchlaufen müssen.
So wie es geschrieben steht: „In der Menge der Menschen liegt die Herrlichkeit des Königs.“
Je stärker und größer die Gruppe, desto größer die Unterstützung - sowohl bei der Itaruta De-Letata (Erweckung von unten) als auch beim Empfangen und Aufnehmen der Itaruta De-Leila (Erweckung von oben).
Deshalb müssen wir an all diesen Aspekten arbeiten.
Wenn ein Mensch sogar ein kleines Verlangen nach Spiritualität hat, reicht es aus, wenn er anfängt zu suchen, zu klären, was Spiritualität wirklich ist.
„Spiritualität „ bedeutet, den Schöpfer zu spüren, den Schöpfer wertzuschätzen.
Er kann ohne dies nicht vorankommen.
Aber sogar das ist nicht genug, denn er kann nicht allein vorankommen, und es kann lange dauern, bis er das erkennt.
Lediglich wenn er verzweifelt ist, kommt er zu der Einsicht, dass er Freunde braucht - eine Gruppe.
Dann schließt er sich einer Gruppe an.
Wenn er sich vor ihnen annulliert, wenn er sie schätzt, können sie gemeinsam ein Gebet entwickeln, um den Schöpfer um seine Größe zu bitten.
Auf diese Weise werden sie beginnen, ein Gefühl für die Größe des Schöpfers zu empfangen, das Itaruta De-Leila (Erweckung von oben) genannt wird.
Die Größe und Stärke der Gruppe bestimmt, wie sehr dieser Eindruck in ihnen aufgenommen wird.
Clip Nr. 4
Rav: Zuallererst muss man die Wichtigkeit des Ziels erheben.
Es gibt nichts auf der Welt – und wirklich gibt es nichts, selbst wenn man darüber mit seinem körperlichen Verstand nachdenkt – es gibt nichts Wichtigeres als das Erreichen der spirituellen Welt und die Verbindung mit dem Schöpfer.
Denn dadurch erhebt man sich über die gesamte Schöpfung, und es gibt keinen höheren, größeren, ehrenwerteren oder wertvolleren Zustand als diesen.
In dem Maße, in dem die Gruppe die Wichtigkeit des spirituellen Ziels erweckt, kann jeder einzelne Freund Treibstoff von der Gruppe, von dem Zehner ziehen und vorankommen.