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Das Studium der Zehn Sefirot

"Das ist die Bedeutung dessen, was in den Schriften von ARI angeführt wird, dass das Or Ejn Sof den Unteren leuchtet.
„Ejn Sof“ wird als der Wille bezeichnet, „Seinen Geschöpfen Gutes zu tun“. Und auch wenn man viele Welten unterscheidet, zehn Sefirot sowie die restlichen Bezeichnungen, so wird doch alles aus Ejn Sof  herangezogen, genannt „der Schöpfungsgedanke“.


Baal HaSulam, Shamati 73

Das Studium der Zehn Sefirot [TES] ist als Kommentar zu den Schriften des ARI [Rav Isaac Luria] geschrieben, als eine sehr präzise Erklärung und „Leiter“ für den Leser, um die erhabenen Welten zu erlangen, die sich vom „Gedanken der Schöpfung“ ausdehnen. 
Die Schriften des ARI und der TES-Kommentar von Baal HaSulam (wörtlich: Autor der Leiter) sind in der Sprache der Kabbala geschrieben, die auch als Sprache der Sefirot, Parzufim und Welten bezeichnet wird.

In "Die Lehre der Kabbala und deren Wesen" erklärt Baal HaSulam: "Die Sprache der Kabbalisten ist eine Sprache in vollem Sinne dieses Wortes, sie ist hinsichtlich Wurzel und Zweig, Ursache und Folge sehr genau. Ihr besonderer Vorzug ist die Tatsache, dass man in dieser Sprache auch vom kleinsten Detail ohne Einschränkungen sprechen kann. Mit ihrer Hilfe kann man sich direkt dem uns interessierenden Detail widmen, ohne es mit den ihm vorausgehenden oder nach ihm folgenden in Verbindung zu bringen."

Der große Kabbalist des 20. Jahrhunderts, der den Sulam (Leiter)-Kommentar zum Buch Sohar (daher der Namensgeber Baal HaSulam), das Studium der Zehn Sefirot und zahlreiche grundlegende Arbeiten über die Weisheit der Kabbala verfasste, hatte ein immenses Verlangen, die Weisheit zu veröffentlichen und zu verbreiten. Das war jedoch selbst für ihn nicht so einfach.

In „Die Lehre der Kabbala und deren Wesen“ fährt Baal HaSulam fort: "Doch neben all diesen wunderbaren Vorzügen hat sie auch einen sehr großen Mangel : Diese Sprache führt sehr schwer zu einer Erkenntnis. Es ist fast unmöglich, sie zu verstehen –  nur durch die Übermittlung aus dem Munde eines Kabbalisten in den Mund eines verstehenden Schülers. Das heißt: Sogar wenn er selbst die ganze Ausdehnung der Stufen von oben nach unten und von unten nach oben versteht, wird er dennoch nichts in dieser Sprache verstehen, bevor er sie nicht aus dem Munde eines Weisen empfängt, der diese Sprache von seinem Lehrer von Angesicht zu Angesicht empfing." 

An der Spitze der „Bnei Baruch“-Kabbala-Akademie steht Rav Dr. Michael Laitman, dessen Lehrer Rabbi Baruch Shalom HaLevi Ashlag [Rabash] war, dessen Lehrer und Vater Rabbi Yehuda HaLevi Ashlag [Baal HaSulam] war, und der damit eine Kette großer Kabbalisten fortsetzt, die die Sprache und Weisheit von Angesicht zu Angesicht von einer langen Reihe von Lehrern empfangen haben. 

So schrieb er im Rahmen von Baal HaSulams großen Bemühungen, die Weisheit der Kabbala bekannt zu machen und weiterzugeben, mehrere Vorworte und Einführungen zu seinen Hauptwerken über das Buch Sohar und TES. 

Im Vorwort zum Sulam-Kommentar schreibt er: "Zuerst müssen wir die Namen der Zehn Sefirot kennen: KaCHaB, CHaGaT, NeHJM, deren Akronyme für Keter, Chochma, Bina, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod, Malchut stehen. Sie sind ebenfalls die Zehn Bedeckungen Seines Lichts und dazu eingerichtet, dass die Unteren Sein Licht empfangen können."

Baal HaSulam fährt fort: "Dies ähnelt dem Sonnenlicht, welches man nur durch eine dunkle Brille sehen kann, die das Licht verringert und es dann für die Augen passend macht. Wenn Sein Licht nicht von diesen „Bedeckungen“, genannt „Zehn Sefirot“ bedeckt wäre, in welchen jede untere Sein Licht verdeckt, gelänge es den Unteren nicht, es zu erhalten."

Es mag zwar verlockend sein, sofort darüber nachzudenken, wie sich die Zehn Sefirot auf unser Leben in dieser Welt beziehen könnten, oder es mit den Begriffen unserer Welt (wie "das Licht der Sonne") in Verbindung zu bringen, aber man muss sich stets daran erinnern, dass es hier um das Verlangen zu empfangen und das Verlangen zu geben geht.

Baal HaSulam ist in seinen Lehren über die Weisheit der Kabbala sehr akribisch und vorsichtig, gerade um uns vor Verwirrung und jahrelangem Umherirren in die falsche Richtung zu bewahren. Stattdessen sollten wir auf der Leiter direkt zum Ziel zu klettern, um die erhabenen Welten zu erreichen, die sich vom Schöpfungsgedanken ausudehnen. 

In Punkt 156 der Einführung in das Studium der Zehn Sefirot schreibt er: "Es existiert allerdings eine strenge Bedingung für die Beschäftigung mit dieser Wissenschaft: die Begriffe nicht durch eingebildete und materielle Dinge zu verdinglichen, weil die Menschen dabei gegen das Gebot verstoßen: „Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt.“ Mehr als das – dann bringt es Schaden statt Nutzen. Daher warnten die Weisen, diese Weisheit nur bei Ablauf von vierzig Jahren oder aus dem Munde eines Rav zu studieren usw. – aus Vorsicht. All das ist von oben Gesagtem bedingt." 

Nach dieser relativ kurzen Einführung wollen wir nun mit der Lektüre von TES beginnen und dabei versuchen, die Absicht des soeben Gelernten festzuhalten.

Im Studium der Zehn Sefirot Bd. 1. Teil 1, Tabelle der Fragen und Antworten zur Erklärung der Worte, schreibt Baal HaSulam: "Frage: Was ist das Licht? Antwort: Alles, was in den Welten (Olamot) als „Existenz aus Existenz“ existiert. Es ist alles außer der Substanz der Kelim."

Dazu erklärt Rav Dr. Michael Laitman: "Das Licht ist ein Phänomen, in dem der Wille zu empfangen die Höhere Kraft (die Spiritualität, den Schöpfer, die Kraft, die den Wunsch zu empfangen lenkt und regiert) wahrnimmt. Das Licht ist die einzige Kraft, die tatsächlich existiert. Ihr entgegengesetzt ist die Kraft, die "Verlangen zu empfangen" heisst. Es gibt nichts anderes als diese beiden Kräfte. Mit anderen Worten, das Verlangen zu empfangen ist etwas, das von innen "verschlossen" ist, während das Licht offen ist und das ganze Universum erfüllt."